RUDOLF STEINER: DIE WELT DER MUSIK

RUDOLF STEINER

DIE WELT DER MUSIK

Ausgewählte Texte

Herausgegeben und kommentiert von Michael Kurtz

Futurum Verlag, 2012

ISBN 978-3-85636-331-4

 

 

Inhalt

Einleitung

Die Spärenmusik als Weltenkraft - „musica mundana“

Der Mensch Musik „musica humana“

Die musikalische Kunst - „musica instrumentalis“

Die Intervalle als musikalische Grundphänomene und die Evolution des Menschen im Spiegel des Intervallerlebens

Die Wirkungen der Musik und das Tonerleben im Menschen

Rudolf Steiner zu Goethe und Schopenhauer und deren Musikanschauung

Rudolf Steiner über verschiedene Komponisten

Anhang

Quellenverzeichnis

Nachweise

 

Seite 31 bis Seite 60

Kapitel II: Der Mensch Musik - «musica humana»

KURTZ:  Der Mensch und seine verschiedenen Leiber - physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich - sind aus dem geistigen Klingen der Planeten- und Tierkreiskräfte gestaltet, genauso die inneren Organe wie Lunge, Leber und das Nervensystem oder der Knochenbau. Nur aphoristisch spricht Rudolf Steiner über den physischen und ätherischen Leib als Abglanz der Weltensphärenmusik.

STEINER: GELANGT MAN DAZU,  (Vortrag, 18.12. 1921, GA 209, S.111f.,115) durch entsprechende Meditation die Gedächtnisvorstellungen gewissermaßen zu durchstoßen, wegzutun was uns vom Ätherleib und vom physischen Leib nach innen trennt, und sieht man dann hinunter in den Ätherleib und in den physischen Leib, sodass man wahrnimmt, was da unter der Schwelle des Bewusstseins liegt, dann vernimmt man im ätherischen Leibe und ebenso im physischen Leibe ein Tönen. Und dieses Tönen, das ist der Nachklang der Weltensphärenmusik, die der Mensch aufgenommen hat im Leben zwischen Tod und neuer Geburt, während seines Herabstieges aus der göttlich-geistigen Welt in die physische Welt, zur Einkörperung in das, was ihm in der physischen Vererbung von Eltern und Voreltern gegeben wird. Es tönen nach im ätherischen Leibe und im physischen Leibe die Klänge der Sphärenmusik, und zwar im ätherischen Leibe, insofern sie vokalisch sind, und im physischen Leibe, insofern sie konsonantisch sind.

Es ist ja so, dass der Mensch, indem er durch das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt schreitet, sich hinauflebt in die Welt der höheren Hierarchien, wie Sie sich erinnern werden. Wir haben gesehen, wie der Mensch sich einlebt in die Welt der Angeloi, der Archangeloi, der Archai, wie er innerhalb dieser Hierarchiengebiete lebt, so wie er hier zwischen den Wesen des mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiches lebt. Nach diesem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt senkt er sich dann wiederum zum irdischen Leben herab. Und wir haben gesehen, dass er auf diesem Wege zunächst die Einwirkungen des Fixsternhimmels beziehungsweise seiner Repräsentation, des Tierkreises, mitnimmt und dann im weiteren Abstieg die Einwirkungen der Planetensphäre, der sich bewegenden Planeten.

Nun vergegenwärtigen Sie sich einmal den Repräsentanten des Fixsternhimmels, den Tierkreis. Der Mensch ist diesen Einwirkungen ausgesetzt, indem er aus dem geistig- seelischen Leben in das irdische Leben herabsteigt. Wenn man diese Einwirkungen ihrem eigentlichen Wesen nach bezeichnen will, so sind sie weltenmusikalisch, sind Konsonanten, und das Konsonantieren im physischen Leibe ist der Nachklang des Klingens der einzelnen Gebilde des Tierkreises. Durch die Bewegungen der Planeten geschieht dasjenige, was innerhalb dieser Weltensphärenmusik das Vokalisieren ist. Das prägt sich dem ätherischen Leibe ein. Wir tragen also in unserem physischen Leibe unbewusst einen Abglanz der Weltenkonsonanz, und in unserem ätherischen Leibe einen Abglanz des Weltenvokalismus.

[...] Es ist ja nichts damit gesagt, wenn man sagt, der Mensch besteht aus physischem Leib und ätherischem Leib. Das ist nichts anderes als ein ganz dunkles, unbestimmtes Wort. Man würde sagen müssen, wenn man in der realen Sprache sprechen wollte, die von dem Geheimnisse des Kosmos her gelernt werden kann: Der Mensch besteht aus dem Echo des Fixsternhimmels, aus dem Echo der Planetenbewegungen, aus demjenigen, was das Echo der Planetenbewegungen erlebt, und aus dem, was erkennend erlebt das Echo des Fixsternhimmels. Dann würde man in der realen Sprache des Kosmos ausgedrückt haben, was man abstrakt mit den Worten ausdrückt: Der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib, Ich.

Wenn Rudolf Steiner hier den Ätherleib als ein Nachtönen, ein Echo der Planetenbewegungen bezeichnet, nennt er im selben Zusammenhang den Astralleib «das Erleben dieser Planetenbewegungen». Das insbesondere musikalische Element des Astralleibes greift er in einem pädagogischen Vortrag auf.

 

DER ASTRALLEIB äußert sich im physischen Leibe; seine Äußerung im physischen Leibe kann nach Naturgesetzen begriffen werden. Aber ihn selber nach seiner inneren Wesenheit und Wirksamkeit kann man nicht nach Naturgesetzen begreifen. 

Man kann den Astralleib begreifen, wenn man nicht nur äußeres, sondern inneres Musikverständnis hat, wie es auch vorhanden war im Orient, abgedämpft in der griechischen Zeit, in neuerer Zeit gar nicht mehr vorhanden ist. Geradeso wie der ätherische Leib aus der kosmischen Plastik heraus wirkt, so wirkt der astralische Leib aus der kosmischen Musik, aus kosmischen Melodien heraus. 

Im astralischen Leib ist irdisch nur der Takt; Rhythmus und Melodie wirken ganz aus dem Kosmos heraus. Und der astralische Leib besteht in Rhythmus und Melodie. Man kann nur nicht mit dem an den astralischen Leib herankommen, was man aus Naturgesetzen gewonnen hat, sondern man muss mit dem an den astralischen Leib herankommen, was man sich aneignet, wenn man ein inneres Musikverständnis hat. Dann wird man zum Beispiel finden, wenn eine Terz angeschlagen wird: Da ist etwas vorhanden, was vom Menschen erlebt, empfunden wird wie in seinem Inneren. Daher kann es da noch geben eine große und eine kleine Terz. 

So kann im menschlichen Gefühlsleben durch diese Gliederung der Skala ein beträchtlicher Unterschied hervorgerufen werden. Das ist noch etwas Inneres. 

Wenn wir zur Quint kommen, wird diese erlebt an der Oberfläche; das ist gerade eine Grenze des Menschen; da fühlt sich der Mensch, wie wenn er gerade noch darinnensteckte. Kommt er zur Sext oder zur Septime, dann fühlt er, wie wenn die Sext oder Septime außer ihm verlaufen will. 

Er geht in der Quint aus sich heraus, und er kommt, indem er in die Sext und Septime hineinkommt, dahin, dass er das, was da vorgeht in Sext oder Septime, als etwas Äußeres empfindet, während er die Terz als etwas eminent Inneres empfindet. 

Das ist der wirkende Astralleib, der ein Musiker in jedem Menschen ist, der die Weltenmusik nachahmt. Und alles, was im Menschen ist, ist im Menschen wiederum tätig und bildet sich aus in der menschlichen Form. Das ist etwas, was dann, wenn man einmal überhaupt herankommt an eine solche Betrachtung, geradezu erschütternd wirken kann im Begreifen der Welt. 

Sehen Sie, das, was aus dem astralischen Leib in die Form übergeht, was aber nicht schon in der kosmischen Plastik begründet wird, sondern dadurch entsteht, dass der Musikimpuls vom Astralleib aus den Menschen durchzieht, das kann man auch direkt studieren, nur muss man mit Musikverständnis dem Menschen entgegenkommen wie vorher mit plastischem Verständnis, wenn man die Wirkungen des Ätherleibes studieren will. Wenn Sie den Teil des menschlichen Organismus nehmen, der von den Schulterblättern an beginnt und bis zu den Armen hin geht, so ist das eine Wirkung der im Menschen lebendigen Prim, des Grundtones; und kommen Sie zur Sekund, so ist diese im Oberarm gelegen. Die Dinge kommen durch Eurythmie zum Vorschein. Gehen wir zum Unterarm, so haben wir die Terz, haben wir in der Musik die große und die kleine Terz. Indem wir vorrücken bis zum Terzintervall, bekommen wir zwei Knochen im Unterarm; das geht so weiter selbst bis hinein in die Finger. Das sieht phrasenhaft aus; es ist aber durch eine wirkliche geisteswissenschaftliche Beobachtung des Menschen so fest zu durchschauen, wie für den Mathematiker das mathematische Problem zu durchschauen ist. Es ist nicht etwas, was durch schlechte Mystik herbeigeführt wird, sondern es ist exakt zu durchschauen.

Über den Astralleib als ein «sehr kompliziertes Gebilde» und seinen konkreten Zusammenhang mit dem Musikalischen spricht Rudolf Steiner ausführlich in einem Vortrag der frühen Dornacher Bauzeit (29.Dezember 1914), als um ihn zahlreiche Künstlerinnen und Künstler versammelt waren. Diese Vorträge zur Jahreswende 1914/15 wurden später unter dem Titel Kunst im Lichte der Mysterienweisheit (GA 275) veröffentlicht.

WIR KÖNNEN NUN irgendwo einsetzen mit einer, ich möchte sagen, etwas weitergehenden Betrachtung. Wenn wir aber diese Betrachtung anstellen wollen, dann müssen wir uns klar sein darüber, dass die menschliche Organisation wahrhaftig nicht so einfach ist, wie man zur eigenen Erkenntnisbequemlichkeit sich das oftmals vorstellen möchte. Es ist wirklich unendlich bequem, sich vorzustellen, der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich und so weiter. Wenn man so diese Dinge aufzählen kann und ein annäherndes Vorstellen von diesen Dingen hat, so kann man vor einer einigermaßen bequemen Erkenntnis sich sehr leicht zufrieden halten. Aber so einfach liegen die Dinge nicht. Das sind nicht Schalen, die so einfach ineinandergeschaltet sind, physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich, sondern das sind in der Tat recht komplizierte Gebilde. Und wenn man zum Beispiel den Astralleib herausgreift, kann man nicht nur sagen: Nun, das ist der Astralleib und damit fertig —, sondern es liegt die Sache komplizierter.

Der Astralleib zum Beispiel - ja, man kann da nur annähernd bezeichnende Worte brauchen - hat in sich wiederum eine Gliederung, besteht aus sieben Gliedern. So wie der Mensch selber in sieben Glieder geteilt ist - physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich, Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch -, so geht der Astralleib durch alle diese Glieder hindurch, und es gibt gleichsam einen dünnsten Teil des Astralleibes, den man bezeichnen könnte als vorzugsweise geschmiegt und gebildet für den physischen Leib. 

Also ein gesetzmäßiges Ausleben des Astralleibes für den physischen Leib, ein gesetzmäßiges Ausleben des Astralleibes für den Ätherleib, ein gesetzmäßiges Ausleben des Astralleibes für sich selber, ein gesetzmäßiges Ausleben des Astralleibes für das Ich, ein gesetzmäßiges Ausleben des Astralleibes für das Geistselbst, für den Lebensgeist und den Geistesmenschen. Jedes dieser Glieder ist wiederum siebengliedrig, sodass wir, wenn wir den siebengliedrigen Menschen haben und bedenken, dass jedes Glied wieder siebengliedrig ist, schon neunundvierzig Glieder haben. 

Das ist natürlich ein furchtbarer Horror für die moderne Seelenkunde, welche die Seele als Einheit betrachten und sich nicht einlassen möchte auf solche Dinge. Aber für eine wirkliche Erkenntnis, wie sie allmählich eintreten muss in der geistigen Menschheitsevolution, ist das tatsächlich nicht ohne Bedeutung. Denn wenn wir so wissen, dass der Astralleib eine siebengliedrige Natur hat und ein Organismus von inneren Lebensimpulsen ist, dann werden wir uns sagen: In diesem Astralleib und seiner Siebengliedrigkeit gehen auch zwischen seinen einzelnen Gliedern Vorgänge vor sich. — 

Der Teil des Astralleibes, der dem physischen Leib entspricht, steht in gewisser Wechselbeziehung mit dem Teil des Astralleibes, der dem Ätherleib, und mit dem, der dem Astralleib selber entspricht und so weiter. Und das sind nicht bloß abstrakte Annahmen, sondern es kann zum Beispiel im menschlichen Organismus durchaus geschehen, dass, sagen wir, der Mensch innerlich — allerdings mehr im Unterbewusstsein als im Vollbewusstsein — verspürt eine Regung in dem Gliede des Astralleibes, das dem physischen Leib entspricht. Und dann kann durch irgendetwas eine Regung hinzukommen, sich notwendigerweise ansetzen in dem Glied des Astralleibes, das dem Astralleib entspricht und so weiter. Das geschieht aber wirklich, das ist nicht bloß eine Theorie, sondern das geschieht wirklich.

Wenn Sie sich nämlich vorstellen, dass die sieben Glieder des Astralleibes in solcher Wechselwirkung stehen wie die Töne der Tonskala: Prim, Sekund, Terz, Quart und so weiter, dann haben Sie, wenn Sie sich der Wirkung einer Melodie hingeben, diese Wirkung aus Ihrer menschlichen Organisation gegeben, darauf beruhend, dass, wenn in der Melodie dieser oder jener Ton ist, er innerlich erlebt wird im entsprechenden Gliede des Astralleibes. 

Eine Terz wird erlebt in demjenigen Teil des Astralleibes, der dem Astralleib selber entspricht. Eine Quart wird erlebt in demjenigen Teil des Astralleibes, der — nun, näher sei das bezeichnet — der Verstandes- oder Gemütsseele entspricht. Eine Quint wird erlebt in demjenigen Teil des Astralleibes, der der Bewusstseinsseele entspricht. Und wenn Sie sich erinnern, dass wir bei einer genaueren Einteilung so gliedern, dass wir eigentlich neun Teile haben, so müssen wir auch den Astralleib so gliedern, nach den gegebenen Andeutungen. Und ich könnte sagen, aufzählend: 

Das dem physischen Leib entsprechende Glied des Astralleibes —, aber in unserer jetzigen Anwendung kann ich sagen, wird erlebt in der Prim. Ich könnte sagen: Der dem Ätherleib entsprechende Teil des Astralleibes —, in der jetzigen Anwendung kann ich sagen, wird erlebt in der Sekund. Ich könnte sprechen von dem dem Astralleib selber entsprechenden Glied des Astralleibes; in der jetzigen Anwendung kann ich sagen, es wird erlebt in der Terz.

Quint — Bewusstseinsseele

Quart — Verstandesseele

Terz — Astralleib (Empfindungsseele/Astralleib) 

Sekund — Ätherleib

Prim — Physischer Leib

Aber jetzt sehen Sie auch, dass das Vorhandensein der großen Terz und der kleinen Terz wirklich dem Eingefügtsein des Astralleibes in unsere ganze Menschheitsorganisation entspricht. Wir haben ein Zusammenfallen — nehmen Sie das nur aus meinem Buche «Theosophie» in dem entsprechenden Abschnitt — auf der einen Seite desjenigen, was wir als Astralleib und auf der andern Seite desjenigen, was wir als Empfindungsseele bezeichnen. Es kann also das, was ich als Terz bezeichnet habe, mit dem Astralleib korrespondieren oder aber korrespondieren mit der Empfindungsseele. Das eine ergibt die große Terz, das andere ergibt die kleine Terz.

Tatsächlich, auf diesem inneren musikalischen Wirken des Astralleibes beruht das Miterleben des musikalischen Kunstwerkes, nur dass eben, während wir mit unserem Ich das Kunstwerk anhören, wir sogleich das Erlebnis hinuntertauchen in unseren Astralleib, in gewisse unterbewusste Regionen.

Dies führt uns aber ganz zweifellos auf eine sehr bedeutsame Sache. Betrachten wir dann uns selber, insofern wir ein astralisches Wesen sind, einen Astralleib in uns tragen. Wie sind wir denn da? Wir sind nach musikalischen Gesetzen aus dem Kosmos heraus als astralische Wesen geschaffen. Wir haben, insofern wir ein astralisches Wesen sind, einen musikalischen Zusammenhang mit dem Kosmos. Wir sind selber ein Instrument.

Nehmen wir nun an, wir würden nicht physikalisches Erklingen der Töne brauchen, sondern wir würden zuhören können jener schöpferischen Tätigkeit im Kosmos, die uns in unserer astralischen Organisation aus dem Kosmos heraus geschaffen hat, so würden wir erklingen hören die Weltenmusik, das, was man immer die Sphärenmusik genannt hat. Nehmen wir an, wir würden imstande sein, bewusst unterzutauchen in unsere astralische Wesenheit und würden diese astralische Wesenheit zu solcher hohen Kraft, zu solcher geistigen Kraft erheben, dass wir die schöpferischen Tätigkeiten der Weltenmusik hören, so würden wir uns sagen können: Der Kosmos, er spielt mit Hilfe unseres Astralleibes unsere eigene Wesenheit. — 

Dieser Gedanke, den ich Ihnen jetzt ausspreche, er hat in älterer Zeit gelebt in den Menschen, richtig gelebt. Und indem man auf so etwas aufmerksam macht, deutet man wiederum hin auf die ganze Vermaterialisierung der menschlichen Entwicklung in den fünften nachatlantischen Kulturzeitraum herein. Denn natürlich lebt dieser Gedanke nicht in der heutigen äußeren Kultur der Menschheit. Die Menschheit weiß nichts davon, dass der Mensch ein Musikinstrument ist in Bezug auf seinen Astralleib. Aber das war nicht immer so, und dass es nicht immer so war, hat man sozusagen vergessen. Denn es gab eine Zeit, wo die Menschen sich sagten: Da gab es einmal einen Johannes, und dieser Johannes konnte sich in einen geistigen Zustand versetzen, sodass er die Musik des himmlischen Jerusalem hörte. — Sie sagten: Alle irdische Musik kann nur sein eine Nachbildung dieser himmlischen Musik, die mit der Schöpfung der Menschheit ihren Anfang nahm. — Und sie empfanden - der mehr religiös geartete Teil der Menschheit -, dass der Mensch dadurch, dass er zu den Wünschen der physischen Welt 

übergegangen ist, die Impulse in sich aufgenommen hat, die ihm benebeln, verdunkeln die himmlische Musik. Aber sie empfanden zugleich, dass es einen Weg geben muss in der menschlichen Evolution durch eine Reinigung von dem äußeren chaotischen Leben, gleichsam zu dem Ziele, hindurchzuhören durch die äußere materielle Musik die spirituelle Weltenmusik.

Schön hat man das noch im 10.,11.Jahrhundert ausgedrückt, diese Beziehung der äußeren, materiellen Musik, auf deren göttlichen Ursprung man dabei hinweisen wollte, zu dem, was ihr Urbild in der geistigen Welt ist als himmlische Musik, indem man forderte, dass der Mensch das Musikalische auch zu einem Opferdienst, zu einem religiösen Dienst mache, sich bewusst werde, dass, wenn er die Töne erzeugt, er sich freimachen muss von dem Zusammenhang mit der bloß chaotischen — wie man es empfand — unreinen Außenwelt. Das Leben in der gewöhnlichen äußeren Sprache empfand man als ein Unreines. Und ein Hinaufrücken zu geistigen Höhen empfand man, wenn man von der Sprache sich erhob zu dem Abbilde der himmlischen Musik in der Musik. Das drückte man aus, indem man sagte: « Ut queant laxis resonare fibris mira gestorum famuli tuorum solve polluti labii reatum, S.J. — Sancte Johanne.»

Würde man das übersetzen, so würde man sagen müssen: Damit deine Diener mit leicht gewordenen Stimmbändern die Wunder deiner Werke besingen mögen, sühne die Schuld der irdisch gewordenen Lippen — für die Sprache fähig gewordenen Lippen —, heiliger Johannes. — Denn ein Hörer des himmlischen Jerusalem war ja derjenige, zu dem man hinaufschaute bei solcher Gelegenheit. Und wenn Sie herausheben einiges, was in einem solchen Spruche liegt: Ut, aus resonare re, aus mira mi, aus famuli das fa, aus solve das sol, aus labii das la, S.J. ist si. Das ut wurde später durch do ersetzt, es war aber ursprünglich die Bezeichnung für do. So haben Sie: do re mi fa sol la si, das heißt dasjenige, was verwendet wird in der mittleren Zeit zur Notenschrift. Das ist in diesen Vers hineingeheimnisst.

Wir sehen bei einer solchen Gelegenheit, wie in dem Augenblick, wo wir zurückgehen auf dasjenige, was durch atavistische Hellsehererkenntnis noch bis ins 11.,12.Jahrhundert herein lebte in den Gemütern, wie das verschwindet vor dem Hereinfluten der materialistischen Weltanschauung, wie es aus dem Bewusstsein der Menschen herauskommt. 

Jetzt aber leben wir in der Zeit, wo wir das durch geistige Erkenntnis wiederum finden müssen, es wiederum erschaffen müssen. Es ist wirklich so, wie wenn uns alles klar zeigen würde, dass die Entwicklung einen Abstieg durchgemacht hat, dass sie da gar so tief gegangen ist, dass ein Sumpf entstanden ist. Das schlammige Wasser dieses Sumpfes ist all dasjenige, was die materialistische Weltanschauung an Vorstellungen hervorgebracht hat. Und jetzt sind wir daran, uns wiederum aus dem materialistischen Sumpf herauszuarbeiten, heraufzusteigen und wiederum das zu finden, was die Menschheit im Herabsteigen verloren hat.

Ich habe ja gestern darauf hingedeutet, dass der Mensch im Grunde genommen nicht nur bei Nacht schläft, sondern dass Gewisses im Menschen auch bei Tag schläft. Bei Nacht schläft mehr das Gedanklich-Gefühlsmäßige‚ bei Tag schläft mehr das Willensartig-Gefühlsmäßige. Gerade in dieses Willensartig-Gefühlsmäßige taucht man unter, wenn man das Ich untertauchen lässt in den Astralleib. Und in dem Erklingen des musikalischen Kunstwerkes liegt eben das vor, dass der Mensch bewusst hinuntertaucht mit der Ich—Natur in dasjenige, was sonst schläft. Sitzen Sie im Anhören einer Symphonie, so bedeutet das in Ihnen den inneren Vorgang, das gewöhnliche, profane Gedankenleben zu dämpfen und mit Ihrem geistig-seelischen Erleben hinunterzutauchen in das, was sonst während des Tagwachens schläft. Das bedingt den Zusammenhang der musikalischen Wirkung mit all den belebenden Kräften im menschlichen Organismus; das bewirkt den Zusammenhang mit alledem, was gleichsam den ganzen Menschen durchzieht und durchlebt und ihn eins werden lässt, ich möchte sagen, ihn zusammenwachsen lässt mit strömenden Tonmassen.

Und wir schlafen in der Nacht. Da wird abgedämpft in einem Elemente, das wir jetzt noch nicht im normalen Bewusstsein drinnen haben, das profane Gedankenleben. Wenn es uns aber gelingt, dasjenige nun in das gewöhnliche Tagesbewusstsein hereinzubringen, was im schlafenden Menschen erweckt wird, wenn das, worinnen der Mensch lebt im Schlafe, untertaucht in das wache Tagesleben, dann - merken Sie wohl den Gegensatz, ich habe eben gesagt, es wird untergetaucht beim musikalischen Erleben das Ich-Erleben in das, was bei Tag schläft; jetzt tauchen wir das, was wir in der Nacht erleben, in das Tagwachen ein -, dann wird dies die Dichtung. Das haben solche Leute empfunden wie Plato, wenn sie das Dichten ein göttliches Träumen genannt haben.

Wir können gerade, wenn wir uns so vertiefen in den Zusammenhang des Menschen mit dem ganzen Kosmos, wie man das gewissermaßen kann unter der Anleitung der Künste, zu einem gewissen Leben bringen das, was sonst bloße Begriffsschablone bleibt. Aber merken Sie, dass die Dinge nicht Begriffsschablonen sind! Es macht gewissen Leuten eine solche Freude, wenn sie das, was da entwickelt ist in meinem Buche Theosopbie, so hintereinander anordnen können in einem Schema, und gewiss haben manche gemeint, es sei ein reiner Eigensinn, dass ich abgewichen bin in diesem Punkte hier, wo ich gegeben habe drei Dreigliedrigkeiten, aber so, dass sie ineinandergreifen, von dem, was in dem früheren theosophischen Betriebe gelernt wurde. Wenn man aber eingeht auf das, was man erlebt, auf die Realität der Sache, dann wird man schon aus der Natur der Dur- und Mollmelodie ersehen, dass die Dinge tief begründet sind in der ganzen Struktur des Kosmos. Nur dann, wenn die Dinge lebendig herausgeholt werden aus der ganzen Struktur des Kosmos, entsprechen sie einer wirklichen Realität.

Der Astralleib findet seine leibliche Ausgestaltung im Nervensystem. Die alten Griechen sprachen diesbezüglich von der «Leier des Apoll».

DEN ASTRALISCHEN LEIB, (Vortrag 1.2.1924, GA 234, S.80f.) des Menschen müssen Sie innerlich hören. Es ist der dritte Mensch. Es ist derjenige Mensch, den wir erfassen, wenn wir vorrücken zum leeren Bewusstsein und dieses leere Bewusstsein ausfüllen lassen durch dasjenige, was uns eininspiriert wird.

Nun, es ist wirklich die Sprache gescheiter, als die Menschen sind, weil die Sprache aus den Urzeiten kommt. Dass man das Atmen einmal eine Inspiration genannt hat, hat seinen tiefen Grund, wie überhaupt die Worte unserer Sprache viel mehr sagen, als wir heute mit unserem abstrakten Bewusstsein in den Worten fühlen.

Das sind die Dinge, die uns zunächst führen konnten zu den drei Gliedern der Menschennatur, zum physischen Leib, Ätherleib, Astralleib, die sich äußern durch den Luftmenschen, den Flüssigkeitsmenschen, den festen Menschen, die in den Gebilden des festen Menschen, in den sich verwandelnden Gestalten des Flüssigkeitsmenschen, in dem, was den Menschen durchzieht als eine innere, im Gefühle erlebbare Musik, ihre physischen Gegenbilder haben. Das schönste Abbild dieser innerlichen Musik ist ja das Nervensystem. Das ist erst aus dem astralischen Leib, aus der innerlichen Musik heraus gebaut. Daher das Nervensystem an einer bestimmten Stelle diese wunderbare Gestaltung zeigt: das Rückenmark, daran sich die verschiedenen Stränge gliedernd. Das alles gibt zusammen ein wunderbares, musikalisches Gefüge, das fortwährend im Menschen wirkt, in das Haupt herauf wirkt.

Eine Urweisheit, die noch im Griechentum lebendig war, fühlte im Inneren des Menschen dieses wunderbare Instrument, das da ist, denn durch das ganze Rückenmark geht ja herauf die veratmete Luft. Die Luft, die wir einatmen, zieht ein in den Rückenmarkskanal, schlägt herauf nach dem Gehirn. Diese Musik wird wirklich ausgeführt, nur bleibt sie dem Menschen unbewusst. Er findet nur dasjenige, was oben sich abstößt, im Bewusstsein vor. Da ist es die Leier des Apollo, dieses innerliche Musikinstrument, das die instinktive Urweisheit im Menschen noch erkannt hat.

So ist der Mensch als «Leier des Apollo» wie ein Musikinstrument, das «vollkommenste Instrument dieser Welt» überhaupt.

STUDIERT MAN DIE GEHEIMNISSE der Musik, (Vortrag, 2.6.1923, GA 291, S.173) so kommt man darauf, ich habe das schon einmal hier ausgesprochen, was eigentlich die Griechen, die sich auf solche Dinge wunderbar verstanden, mit der Leier des Apollo meinten. Dasjenige, was musikalisch erlebt wird, ist die verborgene, aber dem Menschen gerade eigene Anpassung an die inneren harmonisch-melodischen Verhältnisse des Weltendaseins, aus denen er herausgestaltet ist. Wunderbare Saiten im Grunde genommen, die nur eine metamorphosierte Wirksamkeit haben, sind seine Nervenstränge‚ die von dem Rückenmark auslaufen. Das ist die Leier des Apollo, dieses Rückenmark, oben im Gehirn endigend, die einzelnen Nervenstränge nach dem ganzen Körper ausdehnend. Auf diesen Nervensträngen wird der seelisch-geistige Mensch gespielt innerhalb der irdischen Welt. Das vollkommenste Instrument dieser Welt ist der Mensch selber, und ein Musikinstrument außen zaubert die Töne in dem Maße für den Menschen als künstlerische hervor, insofern der Mensch in dem Erklingen der Saiten eines neuen Instrumentes zum Beispiel etwas fühlt, was mit seiner eigenen, durch Nervenstränge und Blutbahnen erfolgten Konstitution, seinem Aufbau, zusammenhängt. Der Mensch, insofern er ein Nervenmensch ist, ist innerlich aus Musik aufgebaut, und er empfindet die Musik künstlerisch, insofern irgendetwas, was musikalisch auftritt, mit dem Geheimnis seines eigenen musikalischen Aufbaues zusammenstimmt.

 Wenn man sich fragt, warum viele musikalische Kunstwerke den Menschen tief berühren, so ist zu bedenken, dass der aus der Weltenmusik gestaltete innere Mensch als Mikrokosmos hier eine Resonanz zum Makrokosmos erlebt.

DAS TÖNENDE KANN MAN (Vortrag 23.8.1921, GA 77b,S.43f) als ein Zweifaches erkennen lernen. Man kann es erkennen lernen in seiner Verbannung in der Luft mit ihren Schwingungen, man kann es erkennen lernen durch die Welt der Imaginationen in seiner Region selber. Lernt man es so in seiner geistigen Region selber kennen, dann sieht man zugleich, wie aus diesem Elemente des Tönens, aus diesem Elemente von Weltenharmonien und Weltenmelodien geistig herausgebaut ist die menschliche Organisation mit ihren Innenorganen, und man bekommt eine Vorstellung von dem innersten Wesen der menschlichen Organisation. Man lernt kennen, wie aus den Weltenchören heraus unsere Organe, Lunge und so weiter gebildet sind, wie unsere ganze Organisation ein Ergebnis ist des Weltentönens, und man begreift nun, warum die musikalische Kunstschöpfung uns so tief innerlich berührt, warum viele die musikalische Kunstschöpfung mit dem unmittelbaren menschlichen Innenleben zusammenbringen, während sie die anderen Künste mehr mit der äußeren Anschauung zusammenbringen.

lm Folgenden macht Rudolf Steiner einen Exkurs über die Leber, die er in spezieller Weise verbunden mit dem Musikalischen, insbesondere bei einem Musiker, beschreibt.

AUF DER KLINIK, (Vortrag, 23.4.1920, GA 201, S.111) wenn man Anatomie treibt, ist Leber Leber; Leber eines Fünfzigjährigen, Leber eines Fünfundzwanzigjährigen, Leber eines Musikers ist Leber; Leber eines, der von der Musik so viel versteht, wie der Ochs vom Sonntag, wenn er die ganze Woche Gras gefressen hat, ist auch Leber. Aber das Bedeutsame besteht darinnen, dass ein gewichtiger Unterschied ist zwischen der Leber eines Musikers und der Leber eines Nichtmusikers, weil die Leber sehr, sehr viel zu tun hat mit dem, was widerklingt im Menschen von musikalischen Vorstellungen. Ja, es nützt nichts, in asketischer Erkenntnis die Leber als ein geringes Organ zu betrachten. Diese Leber, die scheinbar ein so geringes Organ ist, ist der Sitz alles dessen, was in der schönen Folge der Melodien lebt, und die Leber hat sehr viel mit dem Anhören einer Symphonie zu tun. Nur muss man natürlich sich klar sein, dass diese Leber auch noch ein Ätherorgan hat und dass das in erster Linie damit zu tun hat. Aber die äußere physische Leber ist eben gewissermaßen das Exsudat (abgesonderter Teil) der Ätherleber und ist so gestaltet, wie diese Ätherleber gestaltet ist.

Ein markantes Beispiel, wie der Mensch in seiner äußeren Gestaltung ein Bild des Musikalischen ist, stellt Rudolf Steiner im sogenannten «Ton-Eurythmie-Kurs» (GA 278) dar: Der obere Bewegungsmensch ist in seinem Knochenbau ganz aus den sieben Intervallen von der Prim bis zur Septime gebildet.

ICH HABE DES ÖFTEREN (Vortrag, 26.2.1924, GA 278, S.99-106) betont, wie Eurythmie herausgeholt ist aus dem Wesen der menschlichen Organisation, aus den Bewegungsmöglichkeiten, die im menschlichen Organismus vorgebildet sind. Der menschliche Organismus enthält ja tatsächlich in sich veranlagt auf der einen Seite das Musikalische, auf der anderen Seite aber — für die Toneurythmie sei das besonders gesagt — die in Bewegung umgesetzte Musik. Es ist Ihnen ja ohne weiteres klar, dass das Musikalische seinen Sitz sozusagen in dem menschlichen Brustorganismus, oberhalb desselben hat. Wenn wir nun fragen: Wie finden wir im menschlichen Organismus selber den Übergang von dem Singen, von der inneren musikalischen Organisation, die dem Menschen zugrunde liegt, zu demjenigen, was uns in dem Bewegungsorganismus der Eurythmie vorliegt? dann müssen wir ja natürlich — das ist unmittelbar anschaulich — uns an dasjenige halten, was sich an den Brustorganismus an Bewegungsgliedern anlehnt, was sich aus dem Brustorganismus an Bewegungsgliedern heraus ergibt.

Nun sind wirklich mit Bezug auf die ganze menschliche Organisation die wunderbarsten menschlichen Organe die Arme und die Hände, und Sie brauchen ja nur ein wenig Ihren — ich möchte sagen — intuitiven Blick anzustrengen, so werden Sie ohne weiteres erkennen, wie dasjenige, was in der menschlichen Gesangsorganisation durch Gaumen, durch dasjenige, was Kiefer sind und so weiter, veranlagt ist, wie das sich ausnimmt als Gliedmaßen, die in einer gewissen Beziehung verhärtete und zur Ruhe gebrachte Arme und Hände sind. Versuchen Sie nur einmal, Ihre Arme und Hände hier vorne durch die ineinandergreifenden Finger in Bewegung zu bringen (Hände gefaltet) und zu vergleichen, was sich dann etwa ergibt mit den zusammengreifenden Unterkiefern oder Oberkiefern, namentlich wenn Sie die Sache im Skelett sich anschauen. Wenn Sie die darübergespannten Muskeln in Betracht ziehen, dann werden Sie ohne weiteres einsehen, welche Metamorphose da eigentlich aus dem Beweglichen in das zur Ruhe Kommende vorliegt.

Nun sehen wir, wie sich nach unten dasjenige fortsetzt, was im Gesang dem Musikalischen dient. Wir sehen aber umgeben von Muskeln und Knochen, die in die Arme und Hände auslaufen, dasjenige, was eigentlich mit der Stimmbildung, auch mit dem Stimmansatz zusammenhängt. Und da Bewegungen-Machen darauf beruht, dass man sich seiner Muskeln und Knochen bedient, so wird es sich darum handeln, fühlen zu lernen, wie man sich seiner Muskeln und Knochen bedienen muss, um im musikalischen Sinne zu eurythmisieren. Bei der Stimmbildung fragt man nach dem Ansatz.

Können wir denn auch nach dem Ansatz fragen, wenn wir zunächst die ausdrucksvollsten Organe, die Arme und Hände benützen, um zu eurythmisieren?

Der Mensch hat ein eigentümliches Organ, das gewissermaßen den Ansatz anatomisch-physiologisch bildet zwischen der Brust und dem Arm: das Schlüsselbein. Es ist S-förmig. Das Schlüsselbein ist wirklich ein ganz wunderbarer Knochen. Es ist derjenige Knochen, der an seinem einen Ende in Verbindung steht auch mit der menschlichen Mitte und der ausläuft mit seinem anderen Ende, nachdem er sein S gebildet hat, nach der Peripherie, nach dem Dirigieren der Arme und Hände. Ich bitte Sie, betrachten Sie nur das Folgende. Tiere, welche ihre Vorderarme, ihre Vorderfüße gebrauchen zum kunstvollen Klettern, wie die Fledermäuse oder die Affen, die haben ein ganz kunstvoll ausgebildetes Schlüsselbein. Raubtiere, Katzen, Löwen, die nicht gerade klettern, die aber ihre Beute mit den Vorderfüßen zerkleinern und bearbeiten müssen, die haben ein schlechter ausgebildetes Schlüsselbein, aber sie haben eben noch ein Schlüsselbein. Das Pferd, das mit den Vorderfüßen nichts tut als laufen, das hat keine Geschicklichkeit mit den Vorderfüßen ausgebildet, keine in sich selbst gegliederte Beweglichkeit mit den Vorderfüßen ausgebildet; das Pferd hat kein Schlüsselbein. Sehen Sie, im Schlüsselbein können Sie den Ansatz zum musikalischen Eurythmisieren fühlen; da liegt er. Und werden Sie sich bewusst, dass eine Kraft in Ihre Arme und Hände geht vom Schlüsselbein und seinen Ansatzmuskeln, dann werden Sie in Lebendigkeit toneurythmisieren. Dann haben Sie den Ansatz. Es handelt sich wirklich darum, dass man seine Glieder lebendig fühlt, um sie dann zu solchen Bewegungen, wie wir sie durchgemacht haben, zu benützen. Wer nicht hinfühlen kann an eine bestimmte Stelle, der wird auch nicht den rechten Ansatz finden.

Es ist also notwendig, dass Sie sich vor allen Dingen dadurch für die Toneurythmie vorbereiten, dass Sie geradezu Ihr Bewusstsein konzentrieren auf das linke und das rechte Schlüsselbein. Und wenn Sie beginnen zu toneurythmisieren, dann verlegen Sie Ihr Bewusstsein zunächst beim Auftreten in das linke und in das rechte Schlüsselbein. Haben Sie das Gefühl: Dasjenige, was Sie an feinen Bewegungsmöglichkeiten in Arme und Hände hineingießen, das geht von Ihrem Schlüsselbein aus, so wie die Stimme von ihrer Ansatzstelle ausgeht. Und haben Sie dann das Gefühl, Sie gießen dieses Gefühl, das Sie da bewusst erregen im Schlüsselbein, zunächst in die Gelenkpfanne des Oberarmes hinein. Und haben Sie das Gefühl, wenn Sie auch mit den Beinen durch Schreiten den Grundton ausdrücken: Schon indem Sie Ihren Arm nur entfalten, gehe die Kraft, die den Arm entfaltet, zum Grundton, von ganz oben, von der Ansatzstelle des Armes aus. 

Fühlen Sie, als wenn der ganze Unterarm, sogar noch der Oberarm, als wenn der ganze Unterarm und Hand und Finger leicht wären, wie wenn die keine Schwere hätten, wie wenn sie gar nicht da wären, wie wenn Sie sie ganz lässig behandeln würden; aber fühlen Sie eine starke Kraftentfaltung hier in der Ansatzstelle: dann haben Sie im Arm den Grundton festgehalten. Und fühlen Sie das Heben oder das Wenden Ihres Oberarmes, fühlen Sie das im Zusammenhang mit der Bewegung, die ich Ihnen gezeigt habe für die Sekund. Fühlen Sie die Sekund selbst, wenn Sie die Hand in einer bestimmten Weise dabei halten müssen, so, als wenn die Kraft zu dieser Handhaltung vom Oberarm ausginge, dann haben Sie die richtige Entfaltung der Sekund, dann ist’s eine Sekund.

Und wenn nun dasjenige, was gewissermaßen vom Schlüsselbein aus flutet, über den Oberarm geht, weiterflutet nach dem Unterarm, dann erst wird es beim Weiterfluten nach dem Unterarm zur Terz - wird zur Terz. Aber da stellt sich etwas höchst Merkwürdiges ein. Sie entfalten, um die Terz zu bilden, die Bewegung — ich habe sie in der ersten Stunde angegeben — für die Terz. Sie brauchen den Unterarm dazu, bei beiden Händen, bei der rechten oder linken Hand, je nachdem Sie die Terz bilden. Wenn Sie nun das Gefühl, das Sie im Oberarm gebraucht haben, weiterfluten lassen, so können Sie es über den Ellenbogen in den hinteren Teil des Unterarmes fluten lassen. Das geht. Sie kommen, indem Sie über den Ellenbogen gehen, zu der Ansatzstelle der Terz. Sie können sich fragen: Kann ich auch das Gefühl hierher fluten lassen (den Arm entlang innen nach vorne zur Hand?) Da werden Sie, wenn Sie gesund fühlen, sagen: Das geht nicht. Hier hinten, da kann ich das Gefühl hervorfluten lassen bis zur hinteren Handfläche. Wenn ich’s hier (Innenarm) herunterfluten lasse, das geht nicht. Da muss ich mir vorstellen: Es kommt mir entgegen, es kommt von unten aus. Ich muss mir vorstellen, ich greife irgendwo mit der Hand hin und das Gefühl flutet hier herüber. — Es gibt also zwei Möglichkeiten: Wenn hier die Ansatzstelle des Oberarmes ist (siehe Zeichnung)

 

kann das Gefühl hier fortfluten (nach unten). Wir kommen von der Sekund zur Terz. Wir können auch das entgegenkommende Gefühl entfalten; da müssen wir es von der Hand hereinkommend denken (Pfeil).

Nun, sehen Sie, das ist doch etwas Wunderbares! Der menschliche Arm hat einen Oberarmknochen für die Sekund, und er hat zwei Unterarmknochen, die Speiche und die Elle, weil es zwei Terzen gibt. Der hintere Unterarmknochen stellt die große Terz, der vordere Unterarmknochen stellt die kleine Terz dar. Es ist in einer ganz wunderbaren Weise die Skala lebendig in Knochen und Muskeln des Armes. Kommen Sie nun zu den Ansatzstellen der Hand, wo die kleinen Knochen hier sind, so fühlen Sie noch genau so, als ob Sie in Ihrem eigenen Inneren wären. Heraus geht man erst, wenn man zur vollen Hand kommt. 

Die Quarte ist noch im Innern. Sie ist hier an der Ansatzstelle (der Hand). Hier müssen Sie fühlen die Bewegung, die Ihnen die Quarte gibt. Die Quinte ist hier an der Hand selber. Die Sexte fühlen Sie hier in den Oberfingern, und die Septime, ich habe es Ihnen gezeigt, können Sie insbesondere mit den Unterfingern machen. Da müssen Sie das Gefühl bis in die Unterfinger schicken.

Sie sehen, es ist nicht eine Redensart, wenn man sagt, es wird das Eurythmische aus der Organisation des Menschen herausgeholt. Es wird so stark herausgeholt, dass man ganz sich an den Bau des Menschen halten kann, dass man die zwei Unterarmknochen für die große und kleine Terz hat, sodass Sie auch darinnen nun das entsprechende Gefühl zu entwickeln haben für eine Dur- und für eine Moll-Tonart. Die Dur-Tonart empfinden Sie in dem hinunterflutenden Gefühl, das über den Ellenbogen in die Elle geht und dann nach dem Handrücken. Und wenn Sie’s nach dem Handrücken hin fühlen, so ist dieses Gefühl Dur.

Wenn Sie aber einen kleinen Luftzug oder ein Gefühl, das Ihnen entgegenkommt, fühlen, das durch die Hohlhand geht und hier an dem unteren Arm in den inneren Knochen hineingeht, da haben Sie das Moll-Gefühl. Eignen Sie sich nur ein Gefühl an für solche Gefühlsversetzungen in den menschlichen Organismus, dann werden Sie schon finden, dass Sie ganz innerlich musikalisch werden, denn Sie leben die Skala aus.

Versuchen Sie es einmal, zwei Eurythmisierende anzuschauen, von denen der eine so die Bewegung formt, wie sie etwa auch ein aus Papiermache künstlich nachgemachter Maschinenmensch formen würde, und ein solcher, der nun wirklich den Ansatz im Schlüsselbein fühlt, den Grundton in der Ansatzstelle des Oberarmes, die Sekund von hier ausgehend (Oberarm), die Terz im Unterarm, und was weiter ist, Quarte, Quinte, Sexte, Septime, in der Hand selber. 

In den Händen müssen wir aus uns heraus. Wir sind am meisten aus uns heraus in den Unterfingern. Da entsteht die Septime. Es kommt bei der Eurythmie wirklich nicht darauf an, dass man künstlich Bewegungen erfindet, sondern dass man die Bewegungs- möglichkeiten, die in der menschlichen Form veranlagt liegen, dass man diese Bewegungsmöglichkeiten aus dem Menschen herausholt. Dadurch unterscheidet sich die Eurythmie von allen anderen heutigen Versuchen an Bewegungskünsten. Sehen Sie sich irgendwelche solche Versuche an Bewegungskünsten an, so werden Sie nirgends finden, dass in dieser Weise dasjenige aus dem Menschen herausgeholt ist, was gemacht wird. Aber man muss zuerst wissen, dass der menschliche Arm mit der menschlichen Hand im Ansatz durch das Schlüsselbein eben die Skala ist.

Wenn Sie nun ein Pferd anschauen, so werden Sie das Gefühl haben: Das kann eigentlich nicht eurythmisieren. Es müsste furchtbar aussehen, wenn gerade ein Pferd eurythmisierte. Bei einem Kätzchen würden Sie es schon liebenswürdiger auffassen; ganz besonders bei einem Äffchen. Bei einem kleinen Affen wird Ihnen das Eurythmisieren doch wohl einigermaßen gefallen. Warum? Weil das Pferd kein Schlüsselbein hat. Das Kätzchen hat ein Schlüsselbein, wenn auch nicht ein so vollkommenes wie der Affe. Aber der Affe hat das vollkommenste Schlüsselbein. Sie werden das Eurythmisieren um so sympathischer finden bei einem Tiere, wenn Sie sich’s an ihm vorstellen, je mehr des Tieres Schlüsselbein ausgebildet ist.

Alles dasjenige, was im Anhang aus Lunge, Kehlkopf und so weiter kommt, das ist nach außen hin entsprechend metamorphosiert, abgebildet in dem Zusammenhange von Schlüsselbein — zum Abschluss dient dann noch das Schulterblatt —, Schlüsselbein, Schulterblatt, Oberarm, Unterarm, Fingerknochen.

Nun werden Sie ja unbedingt das Gefühl haben, wenn die Töne angeschlagen werden oder eurythmisiert werden bis etwa zur Quarte hin: Das ist ein Weiterschreiten. Schlagen Sie die Skala bis zur Quarte an, Prim, Sekund, Terz, Quarte, es ist ein Weiterschreiten. 

Bei der Quinte bekommen Sie das Gefühl: Da wird’s anders. Und bei Sexte und Septime bekommen Sie das deutliche Gefühl: Da ist zugleich eine Ausbreitung vorhanden. Da verbreitert sich die ganze Skala. Auch das haben Sie nachgebildet in der Hand. Und wenn Sie bedenken, wie einfach der Oberarm und die beiden Unterarmknochen gebildet sind, so haben Sie darinnen ganz das Tonbild der ersten Schritte der Skala. Da, wo es sich verbreitert, da liegt ja alles in der Hand selber, von der Quarte an, da haben Sie 27 Knochen zur inneren Beweglichkeit. 

Sie können also viel Ausdrucksfähigkeit entwickeln gerade in der Hand, wenn Sie zu den höheren Tönen der Skala hinaufkommen.

Nun wissen Sie aber, dass anatomisch ähnlich dem Arm mit der Hand gebildet ist, wenn auch nicht solche Ansatzstellen da sind, das Bein mit dem Fuß. Und es ist möglich, dass Sie diejenigen Bewegungen, wenn es auch schwieriger ist und in der Andeutung verbleiben muss, die Sie vernommen haben als Bewegungen für die Tonbilder, dass Sie diese auch auf die Beine und Füße übertragen. Wenn Sie die Tonbilder auf die Beine und Füße übertragen, es wird weniger schön sein, aber es kann der Mensch sich eine vom Tanzen verschiedene Ausdrucksfähigkeit, wie wir sie auch schon in der verschiedensten Weise für die Lauteurythmie und dergleichen versucht haben, für die Beine und Füße erwerben. 

Nun werden Sie auch für die Beine und Füße herausbekommen, dass der Oberschenkel an seinem Ansatz, der ganze Oberschenkel, dem Grundton entspricht, wenn Sie ihn spannen in seinen Muskeln. Wenn Sie versuchen, eine Bewegung hervorzurufen, dass das Unterbein gewissermaßen hängt und das Oberbein starke stramme Bewegungen macht, bleiben Sie im Gebiete von Grundton und Sekund. Gehen Sie auf die Unterschenkel, auf Waden und Schienbein über: Sie haben wiederum die große und kleine Terz — die große Terz im Schienbein, die kleine Terz im Wadenbein. Gehen Sie da über, so können Sie wiederum das Terz-Intervall durch das Bein ausdrücken. Aber sie werden sich doch im Wesentlichen unterscheiden von den ausdrucksvollsten Bewegungen, deren der Mensch fähig ist, sie werden sich stark unterscheiden von den Bewegungen der Arme und Hände, gerade so, wie sich der Kontrabass von der Violine unterscheidet.

Und wenn Sie, indem Sie dazu zwei Personen nehmen, die Sache so durchführen, dass Sie die Töne bis herunter zum kleinen c mit dem Arm stark artikulieren und die Kontratöne und Subkontratöne dazu mit den Beinen in entsprechender Weise machen, oder ein zweiter sie dazu macht, so werden Sie sehen, dass das eine sehr starke Ausdrucksmöglichkeit ergibt.

Sodass man wirklich sagen kann: Es ist schon möglich, alle Elemente des Musikalischen in die Eurythmie hineinzubringen. Es ist natürlich nicht möglich, dass wir während dieser Vorträge auch Übungen machen; aber Sie werden diese Dinge verstehen, und es wird sich nunmehr in der Folgezeit darum handeln, dass Sie alle die Dinge, die hier entwickelt werden, wirklich üben. Sie werden gerade durch das Üben in die Sache hineinkommen. Und dann werden Sie sehen, dass das gerade das System der Ton-Eurythmie geben wird.

Das Klingen des Ätherleibes während der Nacht ist ein Wirken der Exusiai.

DASJENIGE, WAS JA (Vortrag, 2.5.1923, GA 224, S.35-38) der Mensch noch im Einschlafen verspüren kann - ein gewisses Summen und Zirpen, strömendes Rauschen seiner Innenorganisation -, setzt sich während des Schlafzustandes in einer außerordentlich melodien- und harmonienreichen musikalischen Regsamkeit fort, die auch das ganze Innere des Menschen während des Schlafes durchsetzt. Diese musikalische Regsamkeit dauert vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Und die außerhalb des physischen und Ätherleibes befindlichen Wesensglieder Ich und astralischer Leib werden stark beeindruckt von demjenigen, was sie da im Bette zurückgelassen haben als den tönenden, klingenden ätherischen Leib, der aber in seinem Tönen und Klingen zugleich leuchtet. Nur bleibt zunächst dasjenige, was da als Eindruck auf Ich und astralischen Leib ausgeübt wird, im Unbewussten.

Ebenso werden nach dem Inneren des Menschen ätherische Wärmeströmungen, und zwar von der ganzen Oberfläche der Haut, nach innen gestrahlt. Zusammen mit manch anderem, was ferner liegt dem in der äußeren Welt als Wärme, Licht und Töne Wahrgenommenen, was man daher auch schwer charakterisieren kann, ergibt das alles ein ungeheuer schönes, großartiges, gewaltiges inneres Regen und Bewegen und Fluten des ätherischen menschlichen Leibes. Das ist so, wie wenn sich aus dem Universum mit dem ätherischen Leibe des Menschen herauserhöbe, aus inneren Gründen — welche inneren Gründe aber keine andern sind als die menschliche Wesenheit selber, als ihr Dasein —, erhöbe inselartig, möchte ich sagen, aus dem allgemeinen Ätherischen des Kosmos heraus: Dieses besondere Tönen und Leuchten und Fluten in Wärmeströmungen des individuellen ätherischen Leibes des Menschen. Und dieses wärmende Fluten, dieses phosphoreszierende Leuchten, dieses musikalische Tönen, sie sind es ja auch, welche wenige Tage nach dem Tode des Menschen als ätherischer Leib sich loslösen vom astralischen Leibe und Ich und hinausfluten, hinausströmen in den allgemeinen Äther des Universellen, des Kosmischen.

[...]

Sie sehen also, welch Kompliziertes eigentlich im menschlichen Ätherleib enthalten ist. Und wenn man versucht, weiter einzudringen mit den Mitteln, mit denen man in solche Welten eindringen kann, dann merkt man, dass dieses wärmende Strömen, dieses phosphoreszierende milde Leuchten, diese fluktuierende Musik die äußere Offenbarung für waltende Weltenwesen ist. Eigentlich ist alles dasjenige, was ich Ihnen beschrieben habe, wiederum das äußere Kleid, die äußere Offenbarung, der Schein von waltenden Weltenwesen. Und diese waltenden Weltenwesen enthüllen sich als diejenigen, die wir aus der anthroposophischen Literatur kennen als die Exusiai. Ich habe daher diese Exusiai auch öfter Offenbarungen genannt, weil sie ihrer inneren Wesenheit nach leben in demjenigen, was in den menschlichen Sinnesorganen während des irdischen Schlafzustandes des Menschen nach dem Inneren des Menschenwesens hin erstrahlt. In diesem Erstrahlen offenbart sich eben das Leben und Weben jener Wesenheiten der höheren Hierarchien, die wir die Exusiai nennen.

Nun kann man aber mit denselben Mitteln, mit denen man diese Offenbarungen der gerade im Schlafe in ihrer ätherischen Substanz so rege werdenden menschlichen Sinne beobachtet, weiter verfolgen, wie dieses Nach-innen-Strahlen-und-Strömen eben weiter nach innen wirkt. Geradeso wie man im tagwachen Zustande sich sagt: Du siehst irgendeinen leuchtenden Gegenstand; man verfolgt dann gewissermaßen die Linie vom Auge nach diesem leuchtenden Gegenstande hin, der leuchtende Gegenstand wird irgendwo auf der Strecke außen gefunden, die da die Sehlinie des Auges, also des Sinnesorganes bildet —, so kann man, aber jetzt nach innen, dasjenige verfolgen, was ätherisch von den Sinnen nach innen strömt, flutet und strahlt. 

Man wird da nicht so lange Wege durchzumachen haben, kurze Wege, man wird sehr bald auftreffen auf ein anderes. Das phosphoreszierende Mildleuchten, das von den Augen ausgeht, das musikalische Wirken, das lokal ausgehend von den Gehörorganen sich darstellt, das strömende Wärmen, das von dem ganzen Umfange der Haut nach innen geht, all das geht sehr bald über in ein organisch in sich geschlossenes ätherisches System. Während man, wenn man den wachenden Menschen beobachtet, den ätherischen Leib in Tätigkeit sieht - den ganzen physischen Leib des Menschen allerdings auch, aber in einer etwas andern Tätigkeit, als ich sie für den Schlaf beschrieben habe; man sieht dann diese Tätigkeit sich ein wenig über den physischen Leib des Menschen heraus ausdehnen -, sieht man jetzt gewissermaßen dasjenige, was von den Sinnen und von der ganzen Haut nach innen strömt und wellt und strahlt, eine gewisse Strecke gestaltet wie eine Art schalenartige Nachbildung des Menschen, die sich nach innen erstreckt.

Im Nachtodlichen sucht und findet das Musikalisch-Astrale des Erdenlebens seinen Anschluss an die entsprechenden Bereiche im Devachan.

UND ES IST DER (Vortrag, 12.9.1920, GA 271, S.198) astralische Leib, der schon jetzt hier in der Tonwelt lebt, der die Tonwelt in Melodie und Harmonie formt, die wir im Leben draußen in der physischen Welt nicht finden, weil das schon in unserem astralischen Leib ist, was er nach dem Tode erlebt. Sie wissen, dieser astralische Leib, den wir in uns tragen, lebt nur eine Zeitlang mit nach dem Tode, dann legen wir ihn auch ab. Dennoch hat dieser astralische Leib das eigentlich musikalische. Element in sich. Aber er hat es so in sich, wie er es hier zwischen Geburt und Tod in seinem Lebenselemente, der Luft, erlebt. Wir brauchen die Luft, wenn wir ein Medium haben wollen für das musikalische Empfinden.

Wenn wir nun angekommen sind bei der Station nach dem Tode, wo wir unseren astralischen Leib ablegen, dann legen wir auch alles dasjenige ab, was uns vom Musikalischen erinnert an dieses Erdenleben. Aber in diesem Weltmomente verwandelt sich das Musikalische in die Sphärenmusik. Wir werden unabhängig von dem, was wir als Musikalisches in der Luft erleben und leben uns hinauf in ein Musikalisches, das Sphärenmusik ist. Denn dasjenige, was hier als Musik in der Luft erlebt wird, das ist oben die Sphärenmusik. Und nun lebt sich die Spiegelung in das Luftelement hinein, wird dichter, wird dasjenige, was wir als Erdenmusik erleben, was wir in unseren astralischen Leib einprägen, was wir ausgestalten, was wir, solange wir unseren astralischen Leib haben, nacherleben. Nach dem Tode legen wir unseren astralischen Leib ab: Dann — verzeihen Sie den banalen Ausdruck — schnappt unser Musikalisches hinauf in die Sphärenmusik. Sodass wir in Musik und in Dichtung ein Vorleben desjenigen haben, was nach dem Tode unsere Welt ist, unser Dasein ist.

 

 

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