DER AHRIMANISCHE DOPPELGÄNGER IM MENSCHEN

Norbert Glas

Der ahrimanische Doppelgänger im Menschen

Eine menschenkundlich-biografische Studie

Im Perseus Verlag erschienen

ISBN978-3-907564-78-3

 

Folgende Persönlichkeiten werden betrachtet: Johannes Brahms, Fjodor Dostojewski, Johann Wolfgang von Goethe, Annette von Droste-Hülshoff, Woodrow Wilson, Friedrich Hölderlin

EINLEITUNG

Der Mensch der Gegenwart, der seinem Beruf nachgeht, ein zurückgezogenes Leben als Rentner oder pensionierter Staatsbürger führt, liest und hört von allen Seiten, dass die Leute krank sind oder es werden könnten. Er selber fühlt oder glaubt immer wieder von Zeit zu Zeit, Symptome zu erkennen, die Vielleicht Vorboten einer der zahllosen Krankheiten sind, die von Zeitungen, Radio und Fernsehen angekündigt und beschrieben werden. 

Es wird so viel von den Ursachen der Leiden gesprochen und geraten: Ist es das Klima? Die Nahrung? Die Beschäftigung, die chemisch verpestete Luft? Die Arbeitslosigkeit oder die Überarbeitung? Die häuslichen Sorgen oder die sozialen Missstände? Ist es der Mangel an Sauberkeit? Die Ansteckung durch Bakterien oder die unheimlichen «Viren»? Sind es Schädigungen durch Strahlen oder die Störungen des hormonalen Gleichgewichts oder Veränderungen in der Immunologie? 

Es lässt sich kaum alles aufzählen, an was gedacht wird und was in den Händen der heutigen Wissenschaften liegt und durch ihre Forschung erarbeitet wurde. Die Ergebnisse zu überschauen vermag vielleicht nur ein großer Computer, dem man sorgfältig, wie es empfohlen wird, alle Probleme anvertraut. Kann man doch in einer deutschen Zeitung (Die Zeit 27.9.1985) lesen: «Irgendwann muss jeder mal einen persönlichen Computer kennenlernen — am besten im Urlaub.» Ein Computer stellt ja das höchste Ziel dar, das wir heute kennen, um dem Menschen das Denken auszutreiben.

Bei solch einem Problem wie dem Ursprung von Krankheiten lieben die Forscher gewöhnlich nicht, in die Vergangenheit zu schauen; denn diese wenig «entwickelten» Leute von früher waren nur abergläubisch, vermuteten den Zorn der Götter, wenn die Pest mehr Opfer forderte als schwere Kriege. Da muss es doch wie eine Lösung der gewaltigen Frage erscheinen, wenn Rudolf Steiner, ein ganz moderner Mensch, der bewandert war in den meisten Ergebnissen der Naturwissenschaft, aus seiner Geisteswissenschaft zu dem ganz realen Ergebnis gelangen konnte, das er deutlich in einem Vortrage vom 16. November 1917 (GA 178) in St. Gallen aussprach. Hier weist er in klarer Weise auf ein Wesen hin, das schon immer als der «Doppelgänger» bezeichnet wurde.

Es waren nur einzelne Persönlichkeiten — von denen noch die Rede sein soll —, die gelegentlich von einem «Doppelgänger» redeten, ohne meist klar zu erfassen, um was es sich überhaupt handeln könne. Unter anderem erklärt der Geistesforscher: «Denn dieser Doppelgänger, von dem ich gesprochen habe, der ist nichts mehr und nichts weniger als der Urheber aller physischen Krankheiten, die spontan aus dem Innern hervortreten und ihn ganz kennen, ist organische Medizin. Die Krankheiten, die spontan, nicht durch äußere Verletzungen, sondern spontan von in- nen heraus im Menschen auftreten, sie kommen nicht aus der menschlichen Seele, sie kommen von diesem Wesen. (. . .) Er ist der Urheber aller organischen Krankheiten. Und ein Bruder von ihm, der allerdings nicht ahrimanisch, sondern luziferisch geartet ist, der ist der Urheber aller neurasthenischen und neurotischen Krankheiten, aller Krankheiten, die eigentlich nicht Krankheiten sind, die nur, wie man sagt, Nervenkrankheiten, hysterische Krankheiten und so weiter sind. So dass die Medizin geistig werden muss nach zwei Seiten hin.» (16. November 1917, GA 178.)

MUTTER UND VATERS WAHRNEHMUNGEN BEI DER GEBURT

Als Arzt kann man manchmal nach der Geburt eines Kindes folgende Beobachtung unmittelbar machen: Die Mutter liegt erschöpft nach den Wehen in ihrem Bette. Man bringt ihr das Neugeborene, und zum ersten Male hält sie es in ihren Armen. Beglückt schaut sie auf das Wesen, mit dem sie so lange Zeit schon verbunden gewesen ist. Sie bewundert das Köpflein, findet das Gesicht mit den geschlossenen Augen, dem kleinen Näschen und dem leicht geöff- neten Mund, aus dem ein feiner Laut kommt, ganz wunderschön. Ja sie kann das Gefühl haben, dieses Kind scheint aus einer anderen Welt niedergestiegen zu sein, ist von einem himmlischen Wesen geführt, das ihm helfen will, einmal ein erwachsener Mensch zu werden. Die Frau erscheint wie verklärt mit ihrem Kinde, und unwillkürlich ist man erinnert an so manches Madonnenbild.

Und dann kommt vielleicht der Vater herein, den bei der Arbeit die Meldung erreichte, dass ihm eben ein Söhnlein geboren wurde. Voller Freude eilt er zu dem Raum, in dem er die Frau gerührt begrüßt, die ihm das Neugeborene stolz zeigt. Er schaut auf das Kind, sieht das Köpfchen, das auf einer Seite etwas eingedrückt scheint, die Augen sind wie zusammengepresst. In dem Antlitz findet er nur ein kleines Stümpfchen statt einer Nase, das Mündchen ist wie verlangend leicht geöffnet, und der Vater vernimmt einen quiekenden Laut. Betroffen schaut er auf seinen Sprössling und schüttelt besinnlich das Haupt. Er denkt — natürlich ganz für sich und sagt kein Wort —: «Na, schön ist er ja nicht, den Sohn habe ich mir schon anders vorgestellt.» 

Welch ein Unterschied der Gefühle und Gedanken bei der ersten Begegnung mit dem Neugeborenen in Mutter und Vater. Und doch sind die beiden so gegensätzlichen Empfindungen in ihrer Art ganz berechtigt. 

Die Mutter erlebt, zum Teil durch eine gewisse Lockerung ihres Körpers in der Schwangerschaft und den Anstrengungen der Geburt beim Anblick des Kindes viel mehr das Geistwesen, das eben die höhere Welt verlassen hat und von seinem Engel begleitet wird. Das lebt in der Mutter, auch wenn ihr das nicht klar bewusst zu sein braucht. 

Der Vater sieht nur das Körperliche des Kindes, das in Bezug auf seine leibliche Beschaffenheit erfüllt ist mit den Kräften der Erblichkeit. Um sich einzuleben in die irdische Erdenwelt, braucht das Kind eine ihm überlieferte Stofflichkeit seiner Ahnenreihe. Rudolf Steiner nannte dies auch das Modell, an dem sich die Persönlichkeit ihren Körper in den ersten sieben Jahren heranbilden kann. 

EINFLÜSSE DES DOPPELGÄNGERS

Darin wirken zunächst die Einflüsse des «Doppelgängers» besonders. Seine Absicht ist es, den Menschen so stark und so schnell als nur möglich an die Erde zu binden. Daher wird schon das Kind der Schauplatz eines Kampfes zwischen den himmlischen Geistern — man kann sie auch hierarchische Wesen nennen — und den Dämonen des Mephisto oder Ahrimans. 

Es ist im Grunde eine Täuschung, wenn man vor der Wiege eines Säuglings steht und nur meint, hier ist der Ausdruck für den vollkommenen Frieden einer Menschenseele. Eine große Hilfe ist es, wenn die Nahrung in den ersten Monaten von der Mutter selbst besorgt wird. 

Schon 1907 sagt Rudolf Steiner in einem Vortrage am 28. Februar (GA 55): «Bei der Ernährungs- frage tritt ein innerlicher Zusammenhang hervor zwischen der Muttermilch und dem Kinde, der sich dadurch ausdrückt, dass in den ersten Lebensjahren geradezu ein geistiges Verhältnis zwischen der Mutter und dem Kinde besteht; und eine Mutter, die ihr Kind selbst nährt, beachtet das. In der Muttermilch ist nicht bloß das, was physisch-chemisch ist, es ist etwas, was geistig verwandt ist mit dem Kinde (. . .) und weil der Ätherleib des Kindes noch ungeboren ist, so verträgt er in der ersten Zeit insbesondere nur das, was schon durch einen anderen Ätherleib zubereitet ist. Es besteht ein inniger Kontakt zwischen dem, was das Kind braucht, und dem, was ihm die Mutter selbst reicht.»

Wie genau sich Rudolf Steiner um die Ergebnisse und Untersuchungenen gekümmert hat, sieht man daran, dass er genau angibt, was man damals, also 1907, wissenschaftlich festgestellt hat. Etwa 16 bis 20 Prozent der Kinder sterben, die von der eigenen Mutter genährt werden; dagegen 26 bis 30, die von Fremden genährt werden.» (Natürlich gelten die Zahlen nicht für die heutige Zeit.)

In dem frühen Lebensjahr treten häufig Störungen auf. Das Kind leidet leicht unter gewissen Verdauungsbeschwerden und nimmt nicht recht an Gewicht zu, weicht von den Zahlentabellen ab, die eine «normale» Gewichtszunahme von Woche zu Woche bestimmen. Oder die Mutter hat nicht genug Milch, weil sie sich Sorgen darüber macht, während der Stillperiode ihren Beruf nicht ausüben zu können. Kaum hat sie jemandem ihren Kummer mitgeteilt, da erscheint die amtliche Pflege- oder Fürsorgeschwester. Es braucht meist keine große Überredungskunst, um der Mutter das Abstillen anzuordnen. Sie fühlt sich sofort viel zufriedener. Bald bekommt das Kind dicke Backen von einer künstlichen Milch, es schläft nun auch länger, und die Mutter dankt dem Staat für die «Hilfe». So arbeitet der «Doppelgänger» schon ganz frühzeitig, um das Kind möglichst erdenverwandt zu machen.

Ralph Waldo Emerson und Woodrow Wilson 

In dem wiederholt angeführten Vortrag aus St. Gallen vom Jahre 1917 (GA 178) macht Rudolf Steiner darauf aufmerksam, dass die in Amerika aufströmenden Erdenkräfte den Menschen besonders geeignet machen, sich den Einflüssen des «Doppelgängers» hinzugeben. Von zwei Amerikanern hat der Geistesforscher gesprochen, wie sich in ihnen der ahrimanische Dämon auswirkt. Ralph Waldo Emerson, der große amerikanische Schriftsteller, ist eine Persönlichkeit, die durch ihr Leben und Werk anzeigt, wie man fast in jedem Augenblick des Daseins gegen den «Doppelgänger» ankämpfen kann: durch Mut, Verantwortungsgefühl, vollkommene Bereitschaft zu Wahrheit und Gerechtigkeit. Bei Rudolf Steiner heißt es: «Gerade unter solchen Einflüssen, wie sie heute charakterisiert werden, entwickeln sich Menschen wie Emerson, die sich dadurch so entwickeln, dass sie die volle Menschlichkeit entgegenstellen dem Doppelgänger.»

Der vollkommene Gegensatz dazu ist Woodrow Wilson, der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten. Für Rudolf Steiner war dieser nur eine Hülle des «Doppelgängers», den der Geistesforscher lange erkannt hatte, ehe Wilson noch seine hohe Staatsstellung eingenommen hat. Die Menschheit erkannte nicht, dass solche Ideen wie die der berühmten vierzehn Punkte oder die Schaffung eines Völkerbundes durch Wilson und die möglichst schnelle Freiheit und Unabhängigkeit auch der kleinsten Staatsgemeinschaften Illusionen waren. 

Was Wilson nach dem Ersten Weltkriege schaffen wollte, um auf der Erde einen ewigen Frieden zu ermöglichen, war der Ausdruck einer Seele, die als Sprachrohr des «Doppelgängers» Verwirrung in die Welt bringen musste. Es ist äußerst eindrucksvoll, in der Biographie von Wilson zu lesen, dass der Präsident in einer der kritischen Zeiten, kurz nach dem Waffenstillstand, von sich berichtet: «Jede Nacht gehe ich vollkommen erschöpft zu Bett. Ich versuche, über nichts zu denken, und mit meinen getöteten Nerven ist meine eigene Individualität wie ausgelöscht. Ich wusste niemals vorher, dass es möglich wäre für einen Mann, nötigenfalls seine eigene persönliche Existenz zu verlieren.» 

 

Ahrimanische Doppelgänger

So konnte offenbar Wilson aussprechen, wie er vom «Doppelgänger» gelenkt wurde. Man sieht daraus, dass eben der Einfluss des ahrimanischen «Doppelgängers» nicht nur von eingreifender Bedeutung für die eigene menschliche Persönlichkeit ist, sondern auf dem Wege besonderer Individualitäten entscheidend die Weltgeschichte gestalten kann. 

Wie zielbewusst scheint Ahriman den Studenten Wilson vom lernenden Historiker, zum Professor, Politiker und zur höchsten Stelle in einem großen Reiche geleitet zu haben. Die angestiftete Verwirrung jener Tage hat bis in die jüngste Gegenwart gewirkt und zeigt sich in den immer verwickelnderen Krisen der Welt von Jahr zu Jahr.

Dem gegenüber muss die geistige Kraft wirken, die zum Beispiel von einem Emerson vorgelebt wurde und in dem sich ankündigt, was durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners der Menschheit als ein Pfad gewiesen wird, der zur Heilung der ahrimanischen Krankheit führen soll.

Die Aufgabe des Bewusstseins-Seelen-Zeitalters liegt in der Eroberung der Freiheit des Geistes für dieses Erdenleben. Die Individualität hat mit ihrem Ich den hinter dem Irdischen verborgenen Geist zu erkennen. Für sich selbst hat der Mensch sein Schicksal zu verstehen und die Idee der wiederholten Erdenleben zu erfassen. Das gilt für die Gegenwart und die Zukunft. 

Nun treten in der Entwicklung sehr oft die Hindernisse viel deutlicher als die Fortschritte hervor. Daher kann die Macht Ahrimans so deutlich in unserer Zeit erkannt werden. Der mephistophelische «Doppelgänger» sitzt, wie dies im Laufe der vorliegenden Betrachtungen offenbar geworden ist, im Menschen überall dort, wo in der Organisation des Körpers die irdische Beziehung besonders ausgesprochen gefunden wird: in den Sinnesorganen, durch die wir in die äußere Welt eindringen, in den Lungen, soweit sie ihre elementaren Kräfte im Irdischen haben, und vor allem im ganzen Nervensystem. Durch das Leben in diesen Bereichen hat der «Doppelgänger» die Möglichkeit, im Menschen die Keime von Krankheiten einzupflanzen, die zur Verhärtung und Verirdischung führen. Durch diese Leiden sollen die Seelen an die Erde gebunden werden, um blind zu sein für die Welt des Geistes. 

 

 

Luziferischer Doppelgänger

Es gibt aber noch das Arbeiten der anderen störenden Kräfte im Menschen als die des ahrimanischen Bereiches, die ebenfalls durch Krankheiten den Menschen verführen wollen. Von diesem Wesen sagt Rudolf Steiner: «Und ein Bruder von ihm (dem ahrimanischen «Doppelgänger»)‚ der allerdings nicht ahrimanisch, sondern luziferisch geartet ist, der ist der Urheber aller neurasthenischen und neurotischen Krankheiten.» (GA 178.)

Der Geistesforscher meint offenbar mit diesen anderen Krankheiten, die mehr hysterischen Ursprunges sind und die sich viel stärker in besonderen seelischen Abnormitäten zeigen. Wesentlich für diesen Einfluss Luzifers ist eine Verführung, die den Menschen gerade aus dem Wirken des Irdischen herausreißen will, ihn eben erdenfremd machen möchte. Wenn man die umfassende Weltentwicklung vor Augen hat, darf vielleicht gesagt werden: zeitgemäß ist eigentlich das Eindringen Ahrimans; denn die gegenwärtige Entwicklungsperiode fordert ganz richtig die Menschheit dazu auf, die Erdenwelt — aber natürlich dem Geiste entsprechend — zu erobern. Ahriman hilft mit an diesem Bewältigen der physischen Kräfte — aber so, dass er dabei für den Menschen den Geist ersticken will. Daher bringt er im Grunde geistige Dunkelheit. Zum Unterschied von Ahriman war für Luzifer die Epoche des griechischen Zeitalters so erfolgreich und die für ihn gegebene; denn durch die Entfaltung der Gemütsseele lebten im Griechen leicht die leidenschaftlichen Kräfte des Blutes. Allerdings führten sie zur Gestaltung der Schönheit und Harmonie, wenn sie durch die gewaltige Kunst gesühnt und beherrscht werden konnten

Rudolf Steiner betonte wiederholt, wie in den oft so großartigen Göttern der Griechen fortwährend Luziferisches hereinwirkt. Das ist doch in den verschiedenen Mythen von Zeus und Hera, Apollo, Aphrodite und vielen anderen zu erkennen. Wirkt aber Luzifer in der heutigen Zeit zu stark in den Menschen, so bringt er in die Seelen eigentlich alte Kräfte einer vergangenen Epoche — und das kann sie krank machen, aber anders, als es der «Bruder Ahriman» tut.

 

 

6 Kommentare

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