PERLEN DER SEELE
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Hella Krause- Zimmer

PERLEN DER SEELE

Herausgegeben von Andrea Hitsch

288 Seiten, A5, €25

officin jürgensendesign

von Peter Stühl

Andrea Hitsch – eine freundliche Herausgeberin besonderer Werke („Englische Lyrik des 18./19.Jahrhunderts), in der Übersetzung von Friedrich Lemmermayer) – hat sich die Aufgabe genommen (sie wurde geradezu gedrängt) die Lyrik der besonderen Dichterin, Schauspielerin und Kunstbetrachterin herauszugeben:

Hella Krause-Zimmer, geboren am 19.12.1919 in Breslau, die nach ihrem Studium den Beruf „Schauspiel und Dramaturgie“ ausübte. Ab 1955 lebte sie in Dornach/Schweiz und widmete sich ganz ihren – meistens auf Reisen gewonnenen – Kunstbetrachtungen, die in vielen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern ihren Niederschlag fanden. Hella Krause-Zimmer starb am 11.4.2002 in Dornach/Schweiz.

Die Herausgeberin leitet das Werk ein:

Hella Krause-Zimmer gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der anthroposophischen Bewegung.

Die in Breslau Geborene erinnerte sich gerne an die Tatsache, dass sie „immer schon geschrieben habe.“ Was allerdings ihre Umgebung verständnislos betrachtete, war und blieb ihr als selige Beglückung, ja war ihr Herzensbedürfnis. So schrieb sie schon als Kind, z.B. auf dem Boden sitzend, mit einer kleinen Fußbank als Tischchen und malte die ersten Zeichen auf Papier. Bald entstanden kleine Reime – vor ihren Mitmenschen verborgen gehalten , in ihrer kindlich-wachsenden Innenwelt... Ohne dass ihre Eltern davon wussten, erlernte sie die Schauspielkunst, neben ihrem Büroberuf, denn „wer schreiben will, muss auch sprechen lernen!“.

Der Krieg brach aus und sie musste fliehen. Ihre ersten Gedichte sprach sie im Freien vor hunderten Obdachloser; auch forderte man sie auf, in einem Küchenwagen der Wehrmacht zu rezitieren sowie in einem großen mit Flüchtlingen überfüllten Schulsaal; dankbare Anerkennung fand sie.

Ihr Weg führte sie durch die ehemalige Tschechoslowakei, Wien, Waidhofen, Salzburg, München nach Hamburg, wo sie bei Verwandten kurze Zeit bleiben konnte. Sie begann Geschichten zu schreiben, spielte in einer Märchenbühne mit, wurde Rundfunksprecherin. Durch ihre Berührung mit der Anthroposophie, die sie vor Kriegsausbruch schon kennen gelernt, suchte sie nach Gleichgesinnten. Sie trat in Stuttgart ein in einen großen Künstlerkreis; die verschiedenen Kunstgebiete befruchteten die gemeinsame geisteswissenschaftliche Arbeit. Die Existenzgrundlage sicherten ihr Aufträge für den Rundfunk, ein Lektorat bei einem Verlag sowie gelegentliche Sekretärinnenarbeit und diverse Veröffentlichungen.

Mit dem Architekten Erich Zimmer, den sie heiratete, zog sie durch dessen Berufung nach Dornach in der Schweiz. Hier sollte sich ihre schriftstellerische Laufbahn entfalten. Eine beachtliche Vielfalt von Werken – ihre „Geisteskinder“, wie sie diese nannte, - traten in die Sichtbarkeit. Sie richtete sich darin nicht nur an alle Altersstufen, sondern schrieb auch über die verschiedensten Themen: die Felder des Lebens, Biographien, die Kunstgeschichte, einzelne Kunstgegenstände, das Zeitgeschehen, innerhalb der Gebiete der Geisteswissenschaft und der Religion... Sie hieltVorträge im In- und Ausland. Ihr Blick, der aufmerksam ins gegenwärtige Geschehen der Zeit gerichtet war, reichte auch weit in vergangene Tage zurück (man denke nur an ihre einzigartigen anthroposophisch- christologischen Forschungen); sie war ganz dem Zukünftigen ergeben – siehe ihr Buch „Der Jupiterzustand des Planeten Erde und seine Vorbereitung in der Gegenwart“! Zudem erschienen über Jahrzehnte hindurch ihre interessanten Artikel in den unterschiedlichsten Zeitschriften.

Ihre Lebensjahre wurden umrankt von den Gedichten dieser Sammlung, die „Perlen der Seele“ genannt wurde. Sie erzählen in Wort und Klang, Rhythmus und Laut von einer Seele, die in Natur und Jahreszeitenlauf, in den Menschen und der Welt, den Verstorbenen sowie den Mächten, die unser Sein tragen und lenken, leben konnte.
Gedichte wurden ihr zum – Wegbegleiter.

Aus ihrer Gedichte-Mappe wurden erstmals 2018 im Verlag am Goetheanum eine kleine Auswahl mit dem Titel „Blüten sind’s in einem großen Reigen“ veröffentlicht.
Nun im Jahre 2022, zwanzig Jahre nach ihrem Erdenabschied erscheinen ihre Gedichte zur Gänze, so wie sie diese selbst in Reihenfolge und Anzahl, Satzzeichen und Untergliederungen vorbereitet hatte. Mögen sie als „freiwilliges Geschenk“ empfunden sein, „dessen Mitteilung dem selbstlosen Bedürfnis entspringt, die Geheimnisse der Seele nicht für sich allein zu besitzen.“ (Rudolf Steiner, GA 33, S.130)

Von einem Leser ihrer Werke erhielt sie einmal folgende Zeilen: „Da merkt man die Wahrheit der Worte, dass nur ein mit echter Phantasie begabter Mensch sich... einzuleben weiß. Zu spüren die Liebe und Ehrfurcht vor dem Worte und der Sprache! Das ist eine reife Frucht echter Beschäftigung mit der Geisteswissenschaft, wo Kunst, Wissenschaft und Frömmigkeit sich wieder verbinden!“

Diese Wahrheit ist es, wodurch die lyrische Kunst „zum schönsten Versöhnungsmittel... zwischen den verschiedensten Gesinnungen der Menschen“ werden kann. (ebenda)

Für die Unterstützung durch die „Stiftung Züricher Kerzenziehen“ sowie die geleistete Vorbereitungsarbeit zum Druck dieses Werkes durch Gertraud sei auf das Herzlichste gedankt.

 

Motto:

Wind, sagst Du, sind meine Hände? / Wind, der über Sommer-Halme streicht? / Zärtlichkeit ists, Lieb, die ohne Ende / zu Dir will, und die Dich nie erreicht.

Wie ein Ton im dunklen Weltall zitternd, / der den Heimatstern zu küssen sucht, / stets auf Wallfahrt und stets unerschüttert, / bist Du meiner Zartheit Baum und Bucht.

Immer klingen Wellen, wie im Traume, / die mein Herz für Deine Seele spricht. / Leise Märchen sinds vom Wunderbaume, / die Dein Herz von meinen Händen fühlt.

Lass sie schweigen, so wie Blumen schweigen. / Sollen Blumen reden, bricht man sie. / Blüten sinds in einem großen Reigen.
/ Du und Ich! – Du weißt die Melodie.

29.6.1948

 

 

Gedanken zu den Gedichten von Hella Krause-Zimmer

Gertraud Eichberger

Im Jahre 1998 erschienen die Lebenserinnerungen von Hella Krause-Zimmer in gedruckter Form. Durch die Herausgabe ausgewählter Gedichte im Jahre 2018 sowie der jetzigen Veröffentlichung aller ihrer Gedichte kann man eine Ergänzung speziell zu den jungen Jahren und eine Erweiterung ihrer Biografie durch die Gedichte der späteren Zeiten sehen.

Der Leser kann den Tatsachen und Fakten ihrer im „Tag und Nacht umfassenden“ Stil geschriebenen Biografie anhand der chronologischen Abfolge der Gedichte in Form von Seelen- Eindrücken und -Erlebnissen folgen, zum anderen kann er eintauchen in ihre reiche Bilderwelt, ihre Imaginationen.

Die Dichterin lässt uns teilhaben an der mit großer Intensität geführten Auseinandersetzung mit den widrigen kriegs- und krankheitsbedingten Umständen ihrer jungen Erwachsenenjahre, in denen sie äußerst kraftvoll und intuitiv die Momente der Verzweiflung und der Einsamkeit umzuwandeln weiß in einen lichten, warmen Weg, den Christusweg, dessen Erkenntnis- und Schulungscharakter den Leser nicht unbeeindruckt lässt: 

Ich friere so, ich wart auf eine Hülle. Warum hab ich mich selber nicht bedeckt? Ich wart auf eines Herzens Liebesfülle. Warum hab ich mein eigen Herz versteckt?

Was soll mir Liebe, die ein andrer liebet? Lieb selber und die Einsamkeit ist fort. (...)
Lieb selber! All die Kräfte, die du schufest, sie perlen einen Reigen voller Lieder.

(...)
Ach, wenn ich will, nimmt sie mich mit, die Wolke!

Und alles dies nur – weil ich
selber liebe.

(Auszug aus dem Gedicht „Ach, meiner Laute Saiten sind gesprungen“, geschrieben im Dezember 1944, kurz vor der Flucht vor den heranrückenden Russen und schwer krank.)

Nach den langen und beschwerlichen Zeiten des Krieges und der Flucht und nach dem allmählichen Wiedererlangen eines geordneten Lebensweges vermindert sich die Anzahl der Gedichte und deren Charakter wird ein anderer. Ob die Erkenntnis der Dichterin aus „Doppelspur des Lebens“: „ Aber die Erlebnisse wurden rar. Um die Lebensmitte kommt man – mit Ausnahmen – sehr auf den staubigen Straßen der Erde an, über denen ein verschlossener Himmel hängt“ dafür verantwortlich ist?

Es spiegeln sich in ihnen die Impressionen der Natur, des Jahreslaufes und der Festeszeiten, Menschenbegegnungen und Abschiede, ihre intensive Beschäftigung mit Werken der bildenden Kunst, es entstehen Gedichte für Kinder, Humoresken und Aphorismen, doch immer bleibt der Bezug zu den schöpferischen Mächten und höheren Welten erhalten; diese sind Ursprung und Inhalt der sehr oft religiösen Werke.

In den Gedichten der letzten Lebensjahre scheint eine eigene Aussage über ihre Jugendzeit - „als alle Himmelstüren jetzt nur noch angelehnt schienen“ - wieder vermehrt zuzutreffen, sie zeugen von „Bezirken ganz anderer Erlebnissphären“:

Was flattert um mich? Ganz schnell
mit kleinen Flügeln schlagend?
Was ruft euch herbei in solcher Fülle?
Wie ein Schwarm. Was zieht euch an?
Da unten liegt jemand. Ein dunkler Körper. Bin ich das? Oder ist jemand tot im Haus? Von allen Seiten flügelfächelnd umgebt ihr ihn. Nie sah ich das.
(...)
(Auszug aus dem Gedicht „Geheimnis“, 2001, S.252)

Eine klare, tiefe Bildersprache nimmt uns mit in die authentischen, lebendigen Erlebnisse einer anderen Sphäre, des Nichtsinnlichen. Nichts Gekünsteltes oder Erfundenes, keine intellektuellen Abstraktionen stören die Mitteilungen ihrer seelischen Beobachtungen, ihres geistigen Reichtums. So gestaltet vermögen sie die Seele des Lesers mitzunehmen und anzuregen zu einer Reise zu eigenem inneren Erleben und Wahrnehmen.