Edda Singrün-Zorn: Das Duftbüchlein, mit neun Scherenschnitten der Verfasserin.
18cm x 14cm, 36 Seiten, €12
Viele Anthropologen behaupten, der Mensch sei ein Augenwesen. Ich kann das für meine Person nicht bestätigen, ich beziehe sehr viele meiner Impulse durch die Nase, und wenn ich meine Umwelt aufmerksam betrachte, so stelle ich fest, dass eine ganze Reihe von Menschen die Dinge beschnüffeln, gleich fleißigen Jagdhunden, die, ihre Nase am Boden, den Geheimnissen nachgehen.
Inhalt
Vorwort - Schnee und Eis - Der Geruch abendlicher Gärten - Feuchtes Holz und Wasser - Apfelduft - Rauch und Regen - Welkes Laub und Pilze - Anis, Zimt und Mandeln - Nebelschwaden -
Sommerduft - eine Begegnung...
...Sein Rücken war gekrümmt, zu einem Höcker aufgewölbt, seine Hände hielt er zur Schale geöffnet mir entgegen, weiß, gepflegte, feingeformte Hände. All' das nahm ich in Sekundenschnelle wahr, wie man mit Blicken an einem Uferrand entlangeilt, bevor man auf den Spiegel des Sees schaut. Der Bettler hob den Kopf, und ich sah vor mir ein Gesicht, wie mir schöner und edler noch keines begegnet. Schweres, dunkellockiges Haar fiel dem Mann in die Stirne, alles aber schien nur der rahmen zu sein für die Augen, strahlende Augen, mit dem Feuer eines tiefblauen Aquamarins.