ALBERTIS GEFANGENE ENGEL, Lyrik
Drei Erinnerungen an den Himmel
Huldigung an Gustav Adolfo Becquer
Von Rafael Alberti
Nachwort von Fritz Vogelsang:
"Irgendwann erschienen die ENGEL Albertis am Himmel von Madrid. Niemand hatte dergleichen erwartet, schon gar nicht von der Hand des Nationalpreisträgers, dem jungen Mann von 26 Jahren. Alberti ist mit dieser Dichtung zu den höchsten Gipfeln der lyrischen Dichtkunst gelangt" (Azorin).
Alberti: "Ich habe meine poetischen Gewänder zerrissen. Ich bedeckte mein Haupt mit Asche. Ich verbrenne mich bei lebendigem Leibe. Ich zücke ein rotes Tüchlein."
Zeitgenössische, ganzseitige Zeichnungen von Michael Kupfermann
24 Seiten
29,7cm x 42cm
Prolog
Weder die Rose noch der Erzengel hatten schon mal Geburtstag gefeiert.
Noch vor dem Blöken war's, und vor dem Weinen.
Als das Licht noch nicht wusste, ob der Ozean als Junge oder als Mädchen zur Welt kommen würde.
Als der Wind sich Mähnen erträumte zum Kämmen,
und Nelken das Feuer zum Entflammen, und Wangen,
und das Wasser zwei Lippen, die trinkend verweilen.
Noch vor dem Körper war's, vor dem Namen, vor der Zeit.
Damals ich erinnere mich, irgendwann mal, im Himmel...
Kündigung
Böse oder gute Engel, / Ich weiß nicht, / werfen dich mir in die Seele. / Leerstehend, / ohne Möbel, ohne Lagerstatt, / unbewohnt. / Unversehens prallt der Wind / gegen die Wände, / hauchdünne Platten aus Glas. / Feuchte. Kerkerketten. Schreie. Sturmböen. / Ich frage dich: / Wann gehst du, räumst dieses Haus? / Sag mir, welch böse, grausame Engel / wollen es wieder vermieten? / Sag mir doch.