Was ist der Teil des Denkens, der in das gewöhnliche Bewußtsein deshalb nicht eingeht, weil dieses Bewußtsein des Denkens nicht anders, als in der Erinnerung habhaft wird?
Die Beantwortung dieser Frage ist von der größten Bedeutung.
Es ist nämlich in der Erinnerung nur d a s festhaltbar, was seinem Wesen nach nicht zerstört wird, wenn man es starr, bewegungslos macht. Die Erinnerung bewahrt zwar äußere Gestalten, Bilder, Formen, auch Werdeprozesse im Objektiven. Wir haben aber kein Erinnerungsvermögen für Werdeprozesse des Denkens. Das Bewegte als Bewegtes, das Lebendige als Lebendiges, kann erinnert werden im Objektiven — das Werden des Denkens selbst aber so wenig, wie eine Pflanze frisch bleiben und Blätter und Blüten entwickeln kann, wenn man sie in ein Herbarium legt. Wir können sozusagen nur den Gedankenleichnam erinnern (Vgl. „Von Seelenrätseln“ - I.Anthropologie und Anthroposophie, II.Max Dessoir über Anthroposophie, III.Franz Brentano (ein Nachruf) von Rudolf Steiner, Berlin, 1917, S.215-218: „Von der Abstraktheit der Begriffe“).