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DAS SIEBTE LEBENSJAHR - HERMANN KOEPKE
Ein Schuh Grösse 32 kann nicht mit dem Fuss von Monika wachsen, weil er eine fertige Form hat und haben muss. Bilder aber, tief empfunden, wachsen auf dem Grunde der Seele.
Aus dem Märchen vom Meerhäschen können Seelenkräfte aufspriessen. Im späteren Leben kann uns plötzlich die Frage befallen: Gleiche ich der Prinzessin? Wir können darum ringen, diese Gestalt in uns zu erlösen, und: Wir werden uns auch vor ihr verstecken wollen. — Vielleicht werden wir im späteren Leben auf den Fuchs aufmerksam, dem wir zuerst einen Splitter aus der Pfote herausziehen müssen und der uns hernach zur Quelle im Walde führt. Und immer andere Schicksalszusammenhänge werden auf uns zu kommen und uns einengen, aber es können auch immer neue Bilder aus der Seele aufsteigen, die uns die Sicht öffnen.
Wenn das Kind ein Märchen hört, nimmt es etwas Zukünftiges auf. Oft hören wir sagen: Kinder sind die Zukunft. Leicht gesagt! Aber wie gehen wir methodisch so damit um, dass wir sie tatsächlich auch für die Zukunft unterrichten?
Wir erzählen ja das Märchen jetzt, in der Gegenwart. Nun kommt in Betracht, wie das Kind einem Märchen lauscht. Das Kind nimmt das Märchen ja nicht nur mit dem Verstande, sondern vor allem durch sein Miterleben auf: Es ist gespannt, es bangt und hofft, und es freut sich. Würde es das Märchen nur verstehen, wäre es mit der Gegenwart auch bald wieder vergangen.
Das Wunderbare, das in jedem echten Märchen vorkommt, dämpft das helle Tagesbewusstsein etwas ab und taucht das Kind dafür um so mehr in das Gefühl ein. Und in diesem Hineinträumen in die Bilder kann sich der Inhalt des Märchens wie ein Same in die Seele des Kindes versenken, um in der Zukunft wieder hervorzuspriessen, die Sicht für manches Schicksalsrätsel im Leben erhellend.
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DAS NEUNTE LEBENSJAHR VON HERMANN KOEPKE
Als erfahrene Pädagogin wusste sie um den Verlust der Kindheitskräfte genau Bescheid. Bei einer Hospitation im Rahmen ihrer staatlichen Lehrerausbildung hatte sie es selber erlebt, dass die „Kleinen“ sonnig und froh zur Schule kamen und die „Grossen“ blass und matt, beinahe krank aussahen. Als sie erkannte, dass die Kinder ihre besten Kräfte in der Schule verloren hatten, stellte sich ihr die Frage, ob sie überhaupt Lehrerin werden könne. „Mit der Bürde dieses Problems beladen, ging ich in einen Vortrag, den Rudolf Steiner hielt”, erzählte sie weiter.
„Es geschah etwas ganz Unerwartetes. Mir war, als würde Rudolf Steiner vom Thema seines Vortrages abweichen und etwas sagen, was mit meinem persönlichen Problem zusammenhing. Er sprach von einem Fluss, der versickere, aber an einer anderen Stelle wieder hervortrete und weiterfliesse. Mit dieser Naturerscheinung verglich er eine seelische Entwicklung im Menschen. Es würden Kräfte in das Innere des Menschen verschwinden, die aber später, in verwandelter Form, wieder hervortreten könnten.’
Dieser Vortrag habe ihr eine grosse Erleichterung gebracht. Sie folgte dem Hinweis Rudolf Steiners und erlebte, dass durch die Waldorfpädagogik die reichen Phantasiekräfte in verwandelter Art tatsächlich wieder zurückkamen.
„Etwa zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr macht das Kind eine merkwürdige Entwicklung durch”, fuhr sie fort. ”Das neunte Jahr liegt ja zwischen dem ‚Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. Diese beiden auch körperlich hervortretenden Entwicklungsstadien sind gut bekannt. Das neunte Jahr aber — Rudolf Steiner sprach immer von dem ‚Übergang des Lebens’ — ist etwas, was sich in erster Linie im Seelisch—Geistigen abspielt; das bedeutet aber nicht, dass es deswegen minder wichtig ist, im Gegenteil, es handelt sich ja um den allerwichtigsten Lebenspunkt. Da versickert etwas, und etwas tritt neu hervor.” -
DAS ROBBINS POWER PRINZIP
Einmal kam ich auf die Idee, mir einen Geschäftspartner zu suchen. Daß ich nicht vorher Erkundigungen über seinen Leumund einzog, war eine schlechte Entscheidung meinerseits. Innerhalb eines Jahres veruntreute er eine Viertelmillion Dollar und brachte meine Firma mit 758.000 Dollar in die roten Zahlen, während ich pausenlos auf Reisen war und mehr als 200 Seminare hielt. Zum Glück habe ich aus dieser mißlichen Erfahrung gelernt und danach eine bessere Entscheidung getroffen. Trotz der Ratschläge aller Experten, die mir empfahlen, schleunigst Konkurs anzumelden, um die Katastrophe zu überleben, beschloß ich, nach Sanierungsmöglichkeiten zu suchen. Damit erzielte ich einen der größten Erfolge meines Lebens, der meiner Firma eine ganz neue Dimension verlieh. Was ich aus dieser Erfahrung lernte, sicherte nicht nur den langfristigen Unternehmenserfolg, sondern vermittelte mir auch viele wichtige Einsichten. Sie haben in den von mir entwickelten und in diesem Buch vorgestellten Konzepten der „Neuroassoziativen Konditionierung" und SchicksaIslenkungstechniken („Destiny Technologies") ihren Niederschlag gefunden. ’ -
WLADIMIR KOROLENKO / ROSA LUXEMBURG
W. I. Lenin wies darauf hin, daß die Oktoberrevolution in ihrer ersten Etappe die friedlichste und unblutigste gewesen war. Es stimmt ja auch. Fast ohne Blutvergießen hatte die Provisorische Regierung dem in dreihundert Jahren morsch gewordenen Zarenhof die Macht entrissen, und für die Sowjetmacht stellte diese Marionettenregierung auch kein ernst zu nehmendes Hindernis dar.
Und dabei hätte es bleiben können - fast ohne Blutvergießen -, wäre nicht sodann der Bürgerkrieg ausgebrochen, der maßgeblich von den Interventen im Norden, im Westen, im Süden und im Osten Rußlands provoziert worden war und einen gegenseitigen Terror ausgelöst hat, gegen den ein Geist wie der des Staatsbürgers Wladimir Korolenko unweigerlich protestieren mußte.
Uns Heutigen erscheint jener Terror um so tragischer, als er sich nicht als der letzte erwies. Unsere Väter und Großväter glaubten: Nachdem sie die Sowjetmacht mit allen nur erdenklichen Mitteln verteidigt und für immer behauptet haben, würden sie für immer auf ein Mittel wie den Terror verzichten.
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DIE RUNEN, DIE SICH REGTEN von Gulle Brun
Dieses Buch ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit mit Kindern, ein Versuch, einige der vielen Impulse zu verwirklichen, die wir Rudolf Steiner auf dem künstlerisch-pädagogischen Gebiet verdanken.
Ein isländisches Märchenmotiv, frei gehandhabt, bildet den Rahmen für diese Runenverse. Jeder selbsttätig tönende Laut hat sein adäquates Verschen. Es handelt sich nicht um ein Buchstabenalphabeth. Das Wesenhafte eines jeden Lautes wird herausgearbeitet und durch die Zeichnungen von Kurt Wegener sichtbar gemacht.
Wenn der abstrakte Buchstabe einen solchen Vorlauf für die Wahrnehmung der Kinder hat, regt diese Tätigkeit die Phantasie nachhaltig an. Auf diese Weise können sich reale Vorstellungen bilden.
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Sebastian Haffner: Die deutsche Revolutiion 1918/19
»Der Kaiser«, berichtet der jüngere Hertling, »schien mir an diesem Tage nicht schlechter als sonst auszusehen . . . Die Besprechung dauerte lange. Herr v. Hintze, der die Nacht durch nach Spa gefahren war und den ganzen Vormittag mit der OHL verhandelt hatte, sah vollständig erschöpft aus und schlief infolge der Überanstrengung bei uns im Zimmer ein, während er darauf wartete, zur Beratung zugezogen zu werden . . . In der Zwischenzeit war die Erklärung des Kaisers vorbereitet worden, in der dieser seinem Willen Ausdruck gab, mehr als bisher Vertreter des Volkes zu den Regierungsgeschäften heranzuziehen, und in welcher er meinem Vater die erbetene Entlassung in Gnaden bewilligte. Ich brachte das Schriftstück in das Arbeitszimmer, wo die bedeutungsvolle Unterredung noch nicht zum Abschluß gekommen war. Der Kaiser hat bei dieser nicht sehr viel gesprochen; das Wort führte für ihn sein Kabinettschef, der dabei so lebhaft debattierte, daß seine Stimme deutlich im Nebenzimmer vernehmbar war. Die Entlassung des Kanzlers war dem Kaiser mehr als schmerzlich . . . Die Besprechung ist dann zu Ende gegangen. Der Kaiser verabschiedete sich freundlich wie immer von uns allen, und wir waren allein. Mein Vater war ziemlich still. Aber als ich ihm schilderte, wie wir nun bald aus dem „Tiefland“ in das Hochland der lieben bayerischen Berge ziehen würden, ging doch ein stilles, fast glückliches Lä- cheln über seine ernsten Züge.« -
DER AHRIMANISCHE DOPPELGÄNGER IM MENSCHEN
So konnte offenbar Wilson aussprechen, wie er vom «Doppelgänger» gelenkt wurde. Man sieht daraus, dass eben der Einfluss des ahrimanischen «Doppelgängers» nicht nur von eingreifender Bedeutung für die eigene menschliche Persönlichkeit ist, sondern auf dem Wege besonderer Individualitäten entscheidend die Weltgeschichte gestalten kann.
Wie zielbewusst scheint Ahriman den Studenten Wilson vom lernenden Historiker, zum Professor, Politiker und zur höchsten Stelle in einem großen Reiche geleitet zu haben. Die angestiftete Verwirrung jener Tage hat bis in die jüngste Gegenwart gewirkt und zeigt sich in den immer verwickelnderen Krisen der Welt von Jahr zu Jahr.
Dem gegenüber muss die geistige Kraft wirken, die zum Beispiel von einem Emerson vorgelebt wurde und in dem sich ankündigt, was durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners der Menschheit als ein Pfad gewiesen wird, der zur Heilung der ahrimanischen Krankheit führen soll.
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Helmuth von Moltke: DIE "SCHULD" AM KRIEGE 1914-1918
Helmuth v.Moltke, Generalstabschef: „Ich ging zum Kaiser und sagte ihm, ich könne diesen Zustand nicht mehr ertragen. Er war verwundert, wie ich ihm darlegte, dass ich ganz ausgeschlossen sei, und sagte, er betrachte mich nach wie vor als den eigentlichen Leiter der Operationen. Nachdem ich ihm den Tatbestand dargelegt hatte, sagte er, das sei nicht seine Absicht, er werde Remedur eintreten lassen, wolle sich die Sache durch den Kopf gehen lassen und sie ändern. — Am nächsten Tage erkrankte ich an einer Entzündung der Gallenblase und Leber und musste mich zu Bett legen. Die seelische Aufregung der letzten Wochen, meine verzweifelte Stimmung und Lage hatten auf den physischen Organismus krankheitsbildend eingewirkt. Nachdem ich acht Tage gelegen hatte, besuchte mich der Kaiser und saß eine Stunde an meinem Bett. Er war sehr gütig und gnädig, kam jedoch auf meine dienstlichen Funktionen nicht zurück.“ -
DAS UNWAHRE PRINZIP UNSERER ERZIEHUNG von Max Stirner
Stirner: Das unwahre Prinzip unserer Erziehung. Das Wissen muss sterben, um als Wille wieder aufzuerstehen, und als freie Person sich täglich neu zu schaffen. Man konnte wohl anderen gleich, und von ihrer Autorität emanzipiert werden; von der Gleichheit mit sich selbst, von der Ausgleichung und Versöhnung unseres zeitlichen und ewigen Menschen, von der Verklärung unserer Natürlichkeit zur Geistigkeit, kurz von der Einheit und der Allmacht unseres Ich’s, das sich selbst genügt, weil es außer ihm nichts Fremdes stehen lässt, davon ließ sich in jenem Prinzip kaum eine Ahnung erkennen. Und die Freiheit erschien wohl als Unabhängigkeit von Autoritäten, war aber noch leer an Selbstbestimmung und lieferte noch keine Taten eines in sich freien Menschen, Selbstoffenbarungen eines rücksichtslosen, d.h. eines aus den Fluktuieren der Reflexion erretteten Geistes. -
DAS OFFENBARE GEHEIMNIS DER DINGE von Karlheinz Flau
Das offenbare Geheimnis der Dinge
Die Blätter dieses Büchleins sind die Freude an der Idee als solcher: Von der Sinneswahrnehmung auszugehen und durch sie durchzudringen zu den Kräften, den Urbildern, den schaffenden Wesen. Ein Versuch - Seit vielen Jahren gehe ich mit diesem Thema um. Es hat verschiedene Verdichtungen erfahren.
Zum einen durch die geisteswissenschaftlichen Anregung zur "Praktischen Ausbildung des Denkens" von Rudolf Steiner
und zum anderen durch die Ausführungen von J.W.Ernst in seinem Buch "Das Schicksal unserer Zivilisation und die kommende Kultur des 21. Jahrhunderts."
Und des weiteren durch den Film von Wim Wenders "Der Himmel über Berlin." In ihm sehnen ENGEL sich nach der menschlichen Gestalt, um Erfahrungen zu machen, die in ihrem Reiche nicht möglich sind. Da trinkt z.B. so ein menschgewordener Engel an einer Imbissbude zum erstenmal mit großer Intensität einen Becher heißen Kaffees. Da wurde schlagartig deutlich die Einzigartigkeit der irdischen Welt! Das löste Betroffenheit aus, denn wie bewußtlos gehen wir oft mit unseren Dingen um! Karlheinz Flau
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LENA UND JULE'S SONNENLIED
LENA UND JULE'S SONNENLIED
mit Bleistiftzeichnungen von Karlheinz Flau
Eine wunderbare Geschichte vom Aufwachsen unserer Kinder voller Phantasie und sanguinischem Wesen. Dieses Teilnehmen am Aufwachsen versetzt uns immer wieder in Begeisterung oder treibt zur Verzweiflung. Doch das Kind in uns versteht alles und liebt es, was die Kinder in unserer Umgebung voller Tatendrang anstellen.
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PHÄNOMENE DES LEBENDIGEN UND FESTLICHEN
Die größten Kunstwerke bietet die Natur.
In einem Schneekristall, einer Lilienblüte, einer Bienenwabe und sogar in einem abgenadelten Fichtenkranz finden sich Strukturen, die Karlheinz Flau für seine Skizzen verwendet.
Flau: "Die 'Phänomene des Lebendigen und Festlichen' sind Inspirations- und Meditationsblätter, grafische Versuche vor geisteswissenschaftlichem und goetheanistischem Hintergrund."
Die Blätter wollen anregen, die Dinge, die uns umgeben, als Phänomene anzuschauen. Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleicht der anderen und so deutet der Chor auf ein geheimes Gesetz, auf ein heiliges Rätsel, wie Goethe sich ausdrückte.
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